Ukrainische Streitkräfte greifen Ölraffinerie in der Region Rostow an
In der Nacht des 19. Dezember haben die Seestreitkräfte der Ukraine und der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) in Zusammenarbeit mit anderen Einheiten der Verteidigungskräfte die Raffinerie Nowoschachtinsk in der russischen Region Rostow angegriffen. Sie ist die einzige Raffinerie in der Region und sie versorgt die russische Armee mit Treibstoff, berichtet der ukrainische Generalstab. In der Raffinerie können bis zu 7,5 Millionen Tonnen Öl pro Jahr verarbeitet werden. Die Hauptprodukte der Anlage sind Heizöl, Dieselkraftstoff sowie Benzin. In der Anlage wurde ein Brand gemeldet.
The Economist: Ukraine gewinnt im Wirtschaftskrieg mit Russland
Die ukrainische Wirtschaft ist zwar immer noch um ein Viertel kleiner als 2021, doch zum ersten Mal seit Beginn der groß angelegten russischen Invasion im Jahr 2022 weist sie bei bestimmten Schlüsselindikatoren Vorteile gegenüber der russischen Wirtschaft auf. Das berichtet The Economist.
Die Nationalbank der Ukraine prognostiziert ein BIP-Wachstum von 4 % im Jahr 2024 und 4,3 % im Jahr 2025. Die Währung ist stabil und der Zinssatz von 13,5 % bleibt der niedrigste seit 30 Monaten. Zum Vergleich: In Russland könnten die Zinsen schon bald 23% erreichen, um den Rubel-Verfall zu stoppen. Die Banken sind in einem fragilen Zustand und für 2025 wird ein BIP-Wachstum von lediglich 0,5-1,5% prognostiziert.
Im Juli 2023 lehnte Russland eine Verlängerung des Getreideabkommens ab. Die Ukraine reagierte mit der Einrichtung eines eigenen Seekorridors und sicherte diesen mit Drohnen und Raketen ab. So konnten nicht nur die Lieferungen von Getreide wiederhergestellt werden, sondern auch die von Metallen und Mineralien, dem zweitwichtigsten Exportgut des Landes.
Doch nun beginnt eine Phase, in der die ukrainische Wirtschaft vor ihren größten Herausforderungen steht: akuter Mangel an Energie, Arbeitskräften und Finanzen.
Im Dezember erhöhte die Ukraine ihre Kapazitäten für Stromimporte aus der EU um fast ein Viertel auf 2,1 GW. Viele Lebensmittelproduzenten wandeln Produktionsrückstände für den Eigenbedarf in Biogas um. Industrieunternehmen kombinieren diese Quellen mit Importen, um katastrophale Ausfälle zu vermeiden. Laut Andrij Pyschnyj, Vorsitzender der Nationalbank der Ukraine, werden kontinuierliche Reparaturen des Stromnetzes dazu beitragen, das durchschnittliche Stromdefizit in der Ukraine im Jahr 2025 bei 6 Prozent und im Jahr 2026 bei 3 Prozent des Gesamtbedarfs zu halten.
Ein weiteres Problem ist der Arbeitskräftemangel. Seit 2022 ist die Zahl der Erwerbstätigen durch Mobilisierung, Migration und Krieg um mehr als ein Fünftel auf 13 Millionen Menschen gesunken. Der Bedarf an Arbeitskräften bleibt hoch: Die Zahl der offenen Stellen erreicht 65.000 pro Woche, verglichen mit 7.000 in den ersten Kriegswochen.
Ein weiteres Problem ist der Geldmangel. Für kleine Bauernhöfe und Unternehmen ist es schwierig, ausreichend Geld für die Finanzierung ihres Betriebs zu leihen. Langfristige Investitionen sind nahezu unmöglich. Steigende Geschäftskosten haben die Gewinne reduziert. Unternehmen, die Privatkunden bedienen, geben einen Teil der Kosten an die Verbraucher weiter, was die Inflation erhöht. Dies ist für Exporteure, die auf den globalen Märkten im Wettbewerb stehen, nicht möglich.
Auch der Staat gibt viel mehr aus, als er einnimmt. Im Jahr 2025 wird ein Haushaltsdefizit von etwa 20 Prozent des BIP erwartet. Fast das gesamte Defizit – 38 Milliarden Dollar – soll durch externe Finanzierung gedeckt werden. Im Juni einigten sich die G7-Staaten auf ein Hilfspaket im Wert von 50 Milliarden Dollar, das die Ukraine mit Zinsen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten im Wert von 260 Milliarden Euro (273 Milliarden Dollar) in westlichen Ländern zurückzahlen muss. Allerdings ist die Unterstützung dieses Plans durch die USA nicht garantiert. Die Ukraine wird das Jahr 2025 aber wahrscheinlich auch ohne US-Finanzierung überleben können. Zusammen mit den von der EU zugesagten 18 Milliarden Euro könnten Beiträge anderer G7-Länder die Lücke schließen, sagt Dimitar Bogov von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Die Ukraine verfügt außerdem über erhebliche Devisenreserven, die bis Ende 2024 voraussichtlich auf 43 Milliarden US-Dollar anwachsen werden. Sollten die USA jedoch eine Finanzierung verweigern, droht der Ukraine im Jahr 2026 ein finanzieller Kollaps.
Putin fordert Westen zu “technologischem Duell” heraus
Der russische Diktator Wladimir Putin hat den westlichen Ländern und der Ukraine vorgeschlagen, in Kyjiw ein Ziel zu benennen, das die Russische Föderation im Rahmen eines “technischen Experiments” mit einer Oreschnik-Rakete angreifen würde. Das erklärte er im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz am 19. Dezember. Laut Putin gehen westliche Experten davon aus, dass Raketen wie die Oreschnik leicht abgeschossen werden könnten. “Wir sind zu einem solchen Experiment bereit”, sagte der Kriegsverbrecher. Er betonte, dass dies ein “High-Tech-Duell” wäre. “Das wird sowohl für uns als auch für die amerikanische Seite nützlich sein”, fügte Putin hinzu.
Am 21. November hatte Russland die Ukraine zum ersten Mal mit einer Interkontinentalrakete vom Typ Oreschnik angegriffen. Die Rakete schlug in der Stadt Dnipro ein und richtete nur geringe Schäden an. Am selben Tag bezeichnete Putin den Einsatz der ballistischen Rakete in einer nichtnuklearen Hyperschallkonfiguration als “eine Reaktion auf Angriffe mit britischen und amerikanischen Waffen”. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR hatte der Aggressor Russland am 21. November jedoch eine ballistische Rakete von einem Kedr-Komplex über dem Fluss Dnipro abgefeuert. Am 28. November hatte Putin damit gedroht, Oreschnik-Raketen auf “Entscheidungszentren” in Kyjiw abzufeuern.