1083. Kriegstag: Nutzen aus Kriegserfahrung, Drohnenangriff, Vorgehen gegen Russlands Schattenflotte

ISW: Russland nutzt Erfahrungen aus der Ukraine für Krieg gegen die NATO

Laut dem Institute for the Study of War (ISW) verbessert Russland auf Grundlage der Erfahrungen aus dem Krieg gegen die Ukraine aktiv seine Drohnen und seine elektronische Kriegsführung und setzt neueste technologische Entwicklungen bei hybriden Operationen gegen NATO-Mitgliedsstaaten ein. Die Analysten des US-Institutes weisen darauf hin, dass die NATO-Staaten im Jahr 2024 zunehmend mit der Gefahr hybrider Angriffe und Sabotageakte aus Russland konfrontiert gewesen seien.

Das ISW kommt am 9. Februar zu folgenden Ergebnissen: Russland nutzt weiterhin seine Partnerschaften mit den Gegnern der USA, insbesondere mit Nordkorea, um den Ressourcenmangel auszugleichen, der die russische Wirtschaft und die militärischen Bemühungen einschränkt. Die Ankunft nordkoreanischer Soldaten in Russland zeigt, wie Russland, ein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats, die Resolution 2397 des UN-Sicherheitsrats verletzt. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un bekräftigt weiterhin seine Unterstützung für Russland und den Krieg gegen die Ukraine. Den deutschen Behörden gelang es im Januar 2025 nicht, mutmaßliche russische Aufklärungsdrohnen abzuschießen, die in der Nähe einer deutschen Militäranlage flogen, wo ukrainische Soldaten trainierten. Offenbar setzt Russland die technologischen Innovationen direkt gegen NATO-Mitgliedsstaaten ein, an denen es während des Krieges in der Ukraine arbeitet. Ukrainische Truppen sind in der Region Kursk und bei Wowtschansk und russische Truppen bei Torezk, Pokrowsk und Welyka Nowosilka vorgerückt. Russland wirbt weiterhin Russen und Bürger anderer Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an, um sie im Rahmen von Verträgen mit dem russischen Verteidigungsministerium zum Militärdienst zu verpflichten.

Keine von 83 russischen Drohnen erreicht ihr Ziel

Seit dem Abend des 9. Februar haben die russischen Besatzer die Ukraine mit 83 Shahed-Kampfdrohnen und weiteren Drohnen verschiedener Typen angegriffen. 61 Drohnen wurden abgeschossen, weitere 22 gingen vor Ort verloren. Die Streitkräfte der Ukraine berichteten:  “Um 9:00 Uhr wurde der Abschuss von 61 Shahed-Kampfdrohnen und von Drohnen anderer Typen in den Regionen Kyjiw, Charkiw, Poltawa, Sumy, Tschernihiw, Kirowohrad, Chmelnyzkyj, Dnipropetrowsk, Saporischschja, Mykolajiw und Cherson bestätigt, 22 feindliche Drohnen sind vor Ort verloren gegangen.” Die Besatzer starteten ihre Drohnen von den russischen Städten Kursk, Orel, Millerowo, Schatalowo, Brjansk und Primorsko-Achtarsk aus.

Politico: Europa führt Gespräche über die Beschlagnahme russischer Öltanker in der Ostsee

Europa versucht nach einer Reihe von Vorfällen in der Ostsee, die Schattenflotte des Aggressors Russland einzudämmen. Politico berichtet darüber am 10. Februar. Journalisten erinnern daran, dass die finnischen Behörden im Dezember 2024 bei einer Operation das Schiff Eagle S beschlagnahmten, weil sie es der Sabotage verdächtigten. “Die Beschlagnahmung eines Schiffs mit 100.000 Barrel Öl aus St. Petersburg war ein sensationeller Moment und scheint eine neue Front im verborgenen Krieg zwischen Russland und dem Westen zu eröffnen”, stellt Politico fest.

Derzeit, so schreibt das Magazin unter Berufung auf zwei EU-Diplomaten und zwei Regierungsvertreter, würden europäische Länder hinter den Kulissen über die groß angelegte Beschlagnahmung von Moskaus Öltankern in der Ostsee sprechen. Darüber hinaus erarbeiten die EU-Länder neue Rechtsvorschriften, um diesen Bemühungen eine rechtliche Grundlage zu geben. Zu den erwogenen Vorschlägen gehört insbesondere die Nutzung des Völkerrechts zur Beschlagnahme von Schiffen aus Umwelt- oder Pirateriegründen. Wenn dies nicht gelingt, können die Länder unabhängig voneinander entscheiden und gemeinsam neue nationale Gesetze zur Festsetzung von Schiffen in weiter entfernten Seegebieten einführen. In einem Interview mit Politico sagte der estnische Außenminister Margus Tsahkna, dass etwa 50 Prozent des sanktionierten russischen Ölhandels über den Finnischen Meerbusen verlaufe.

Die Gespräche würden Europas Unzufriedenheit über die anhaltenden Öltransporte Russlands und die Umgehung der Sanktionen durch Russland zeigen. Russland setze dabei eine wachsende “Schattenflotte” ein, heißt es in dem Artikel. Dank der Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft habe der Kreml die Möglichkeit, Krieg gegen die Ukraine zu führen. “Und all dies geschieht direkt vor Europas Nase, auf seinen eigenen Wasserstraßen”, wird in dem Artikel betont.

Laut Isaac Levi, Leiter der Abteilung Russland-Europa beim Thinktank Center for Research on Energy and Clean Air, transportiert die Schattenflotte mehr als 80 Prozent des gesamten russischen Öls, und die wichtigste Verkehrsader dieses illegalen Handels ist die Ostsee. Im vergangenen Jahr, so Levi, hätten 348 Schiffe der Schattenflotte die baltischen Häfen verlassen. Dies habe 40 Prozent der gesamten Ölverkäufe Russlands ausgemacht.

Allerdings wird es für Europa nicht einfach sein, die neuen Pläne in die Tat umzusetzen. Zu den Schwierigkeiten, die man bewältigen muss, zählen nach Ansicht von Experten und Anwälten rechtliche Vergeltungsmaßnahmen aus Moskau, finanzielle Kosten und eine aufwändige Logistik.