Die Krimtataren von A bis Z. Teil 1

Bakhchysarai

A (Alphabet). Heutzutage werden in der krimtatarischen Sprache zwei Alphabete verwendet: das kyrillische und das lateinische. Ursprünglich nutzten die Krimtataren das arabische Alphabet. Im Jahr 1928 wurde es durch das lateinische ersetzt. Kyrillisch wurde 1938 auf Grundlage des russischen Alphabets eingeführt und war zwischen 1938 und 1997 das einzige offizielle Alphabet der Krimtataren. Alle krimtatarischen Buchstaben fanden eine Entsprechung im russischen Alphabet. In den 1990er Jahren ging man schrittweise wieder zum lateinischen Alphabet über. 1997 wurde das neue lateinische Alphabet für die krimtatarische Sprache vom Parlament der Autonomen Republik Krim offiziell anerkannt. Seit der Annektion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland verwenden die de-facto-Behörden jedoch wieder das kyrillische Alphabet für die krimtatarische Sprache, was ein faktisches Verbot des lateinischen Alphabets darstellt. Die Gemeinschaft der Krimtataren bevorzugt allerdings das lateinische Alphabet, da es besser der Phonetik ihrer Sprache entspricht.

B (Bachtschyssaraj). Bachtschyssaraj ist das Verwaltungszentrum des gleichnamigen Bezirks in der Autonomen Republik Krim. Im 5. und 6. Jahrhundert entstand am Rande des heutigen Bachtschyssaraj eine Höhlenstadt namens Kyrk-Or. Im 15. Jahrhundert wurde Kyrk-Or zur Residenz des Krim-Khans Haci I Giray. Sein Sohn Mengli Giray errichtete einen neuen Palast namens Dewlet Sarai am Fuße des Kyrk-Or. Der Palast ist allerdings nicht mehr erhalten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde ein neuer Khan-Palast gebaut, der Bachtschyssaraj genannt wurde (aus dem Tatarischen übersetzt der “Palast im Garten”). Später wurde der Name auch für die Stadt verwendet, die schnell um den Palast herum wuchs und zur Hauptstadt des Krim-Khanats wurde. 1532 wurde die Residenz des Khans offiziell in den Bachtschyssaraj-Palast verlegt. Deswegen gilt dieses Jahr als offizielles Gründungsdatum der Stadt.

C (Kaffee). Kaffee ist ein wesentlicher Bestandteil der krimtatarischen Kultur. Kaffee wird normalerweise in kleinen Bechern mit Zucker serviert. Es ist Brauch, sofort einen Kaffee aufzusetzen, sobald ein Gast das Haus betritt. Ein krimtatarisches Sprichwort lautet: “Kaffee und Tabak ist alles was man zum Glücklichsein braucht.”

D (Deportation). Die sowjetischen Behörden, allen voran der Geheimdienst NKWD, begannen am 18. Mai 1944 mit der Zwangsumsiedlung der Krimtataren von der Halbinsel. Die offizielle Begründung für die Deportation war eine angebliche Kollaboration der Krimtataren mit den deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg (Artikel über die Deportation der Krimtataren).

E (Eupatoria oder Jewpatoria). Eupatoria ist ein Ferienort an der Westküste der Krim-Halbinsel. Eupatoria ist bekannt für seine Thermalquellen und Salzwasser- und Schlammbäder. Der Ort entstand um 500 v. Chr. ursprünglich als eine kleine griechische Siedlung. Im Jahr 1475 wurde das Gebiet von den Osmanen erobert, die die Stadt Gözleve nannten, was übersetzt “Hundert Augen” oder “ein Haus und ein Auge” bedeutet. Das Wort kommt von dem osmanischen Wort für “aufpassen” und “ansehen”. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert war Gözleve eine der einflussreichsten Städte des Krim-Khanats. Nur Bachtschyssaraj übertrumpfte Gözleve in der Anzahl der Häuser. Die Stadt beherbergte einen Sklavenmarkt und war Anlaufstelle für zahlreiche Unternehmungen der Kosaken auf See.

F (Festtage). Es gibt sechs besonders wichtige Festtage in der krimtatarischen Kultur. Jil Hecesi (Neujahr), das am 22. Dezember (Tag der Wintersonnenwende) gefeiert wird, markiert den Winteranfang. Es ist ein Familienfest, das keine weiteren Rituale mit sich bringt. Nawrez ist der Tag der Bauern, der am 20. oder 21. März gefeiert wird und den Frühlingsanfang und den Anfang einer neuen Ernte- und Anbausaison bezeichnet. Hidirlez ist ein Feiertag in der ersten Maiwoche, wenn die ersten Getreideähren aus den Feldern hervorkommen. Er zelebriert die Arbeit und die Gemeinschaft. Derwiza findet in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche am 22. September statt und wird an heiligen Orten gefeiert. Oft wird ein Tier (z.B. ein Widder) geopfert. Eid al-Fitr ist das Fest des Fastenbrechens und beginnt am Ende des Ramadan. Nach dem Fest Namaz (Salah) geben die Krimtataren Almosen an die Armen und Schwachen. Es ist der Tag, um einander um Vergebung zu bitten und Frieden zu schließen. Vier Tage vor den Festlichkeiten fangen die Krimtataren an, aufzuräumen und sauber zu machen. Die Männer reinigen die Gräber der Verwandten und die Frauen reinigen das Haus und bereiten die Speisen vor. Es ist üblich, neue Schuhe und Kleidung für die Kinder zu kaufen. Außerdem werden den Kindern Süßigkeiten gegeben. Unbedingt werden auch die Hunde mit den köstlichen Speisen gefüttert. Eid al-Adha ist einer der drei wichtigsten muslimischen Feiertage und wird drei Tage gefeiert.

G (Giray-Dynastie). Die Giray-Dynastie war die Dynastie der Krim-Khane des 15. und 16. Jahrhunderts und ein Zweig der tatarischen Familie von Dschingis Khan. 1449 nutzte der Gründer der Dynastie Haci I Giray den Zusammenbruch der Goldenen Horde aus und erklärte die Unabhängigkeit des Krim-Khanats. 1475 musste der Sohn von Haci I Giray, Khan Mengli I Giray, den Status als Vasall des osmanischen Sultans akzeptieren. Zu Beginn des nationalen Befreiungskrieges des ukrainischen Volkes zwischen 1648 und 1657 verbündete sich Khan Islam III Giray mit dem ukrainischen Hetman Bohdan Chmelnyzkyj. Aber um entscheidende Siege des ukrainischen Heeres zu verhindern, beging Islam III Giray bei den Schlachten von Sboriw im Jahre 1649, von Berestetschko im Jahr 1651 und von Schwanez im Jahr 1653 Verrat an seinen Verbündeten. Nach der Eroberung der Krim durch das Russische Reich im Jahr 1783 musste der letzte Krim-Khan Sahin Giray abdanken und in die Türkei fliehen.

H (Hymne). Am 30. Juni 1991 legte der Kurultay (siehe unten) die offizielle Hymne der Krimtataren, die Qırımtatar Milliy Gimni, fest. Ausgesucht wurde das Lied “Ant etkenmen” (Ich habe geschworen), das von Noman Çelebicihan geschrieben wurde. Es gibt noch ein anderes Lied, das die Krimtataren als ihre zweite Hymne betrachten. 1960 wurde einigen Tataren erlaubt, auf die Krim zurückzukehren, nachdem sie 1944 deportiert worden waren. Unter ihnen war Fatma Khalilowa und Schukry Osmanow, der das Lied “Ey Güzel Qırım” (Meine geliebte Krim) schrieb. Das Lied wurde zur inoffiziellen Hymne aller Krimtataren, die davon träumten, in ihre Heimat zurückzukehren.

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