Die Krimtataren von A bis Z. Teil 2

I (Enwer İzmailow). İzmailow ist ein tatarischer Gitarrenspieler, Komponist und mehrfach ausgezeichneter Künstler. Unabhängig von westlichen Gitarrenspielern erfand er das Tapping, eine Technik, bei der beide Hände am Gitarrenhals spielen. Seit 1995 gehört er dem Vorstand des Jazz-Verbandes der Ukraine an. Der krimtatarische Musiker besitzt zahlreiche Auszeichnungen internationaler Festivals, beispielsweise des internationalen Gitarrenfestivals in Lausanne.

J (Jamala). Susana Kamaladinova, besser bekannt als Jamala, ist eine ukrainische Künstlerin mit krimtatarischen und armenischen Wurzeln. Jamala ist Absolventin der Nationalen Musikakademie der Ukraine. Sie schreibt die meisten Texte und Melodien ihrer Lieder selbst. Sie singt Lieder in den Bereichen Jazz, Soul, Funk, Folk, Pop und Elektro. Letztes Jahr gewann sie den Eurovision Song Contest in Stockholm mit dem Lied “1944”. Es markiert das Jahr, in dem die sowjetischen Behörden die Krimtataren von der Krim deportierten. Jamala unterstützte die Euromaidan-Bewegung und verurteilt die Annexion der Krim durch Russland.

K (Khanat). Die Monarchie der krimtatarischen Giray-Dynastie bestand zwischen 1449 und 1783. Zum Krim-Khanat gehörte die Halbinsel Krim, die Steppe der heutigen Südukraine, das Gebiet zwischen den Flüssen Dnister und Don sowie die nördlichen Teile des Kuban-Gebiets. Das Khanat wurde von Haci I Giray nach dem politischen Zerfall der Goldenen Horde gegründet. Unter der Herrschaft seines Sohnes Mengzi wurde das Khanat 1478 zum Protektorat des Osmanischen Reiches. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert führte das Khanat ständig Kriege gegen seine nördlichen Nachbarn: die Saporoger Kosaken, Litauen, Polen, Moskowien und die Don-Kosaken. Während des russisch-osmanischen Krieges 1735-1739 wurde das Krim-Khanat weitgehend zerstört. Seine Unabhängigkeit erlangte es nach einer weiteren Niederlage des Osmanischen Reiches gegenüber Russland. Ein Jahrzehnt später, 1783, wurde das Krim-Khanat von Russland erobert.

L (Literatur). Die krimtatarische Literatur fand ihren Ursprung in der Zeit der Goldenen Horde. Sie blühte während des Krim-Khanats auf und erlebte eine Renaissance am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht “Yusuf und Zulaikha”, das von Mahmud Kirimli im 13. Jahrhundert geschrieben wurde, gilt als eines der ersten krimtatarischen literarischen Werke. Während der Herrschaft der Goldenen Horde (vom 13. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts) entstand mit der Annahme des Islam die säkulare Palast-Poesie, die auch als “Divan-Literatur” bezeichnet wird. Der Khan und die Aristokraten waren ihre Autoren. Alle Schriften dieser Zeit wurden mit dem arabischen Alphabet geschrieben. Die Poesie war die am meisten verbreitete literarische Ausdrucksform dieser Zeit. Die bekanntesten Dichter waren Abdul-Mejid Efendi, Usein Kefewiy, Mengli I Giray, Bora Gazi, Rammel Hoja, Ashik Umer, Mustafa Cewheriy, Leilya Bikech, Ashik Arif, Janmuhammed, Edip Efendi und die Dichterin Khan-zade-khanum, die die Frau von Khan Bakhadyr I Giray war. Als die Russen die Herrschaft übernahmen, kam das literarische Leben der Krimtataren zum Erliegen, da die Khane die wichtigsten Mäzene der Poesie waren. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts schuf Ismail Gaspirali (Gasprinski) mit Geschichten und Romanen eine neue Tradition der krimtatarischen Literatur. Doch die Deportation im Jahr 1944 unterbrach die literarische Tradition der Krimtataren. Die sowjetischen Behörden verschwiegen die Existenz einer krimtatarischen Literatur bis in die 70er Jahre.

M (Medschlis). Der Medschlis ist das höchste Vertretungsorgan der Krimtataren. Gemäß seiner Satzung hat sich der Medschlis zum Ziel gesetzt, die Folgen des Genozids der sowjetischen Behörden an den Krimtataren zu überwinden, die Rechte der Krimtataren zu schützen und ihre nationale und kulturelle Identität zu wahren. Seit der Annexion der Krim durch Russland ist der Medschlis Repressionen ausgesetzt. Im Jahr 2016 wurde er von den selbsternannten Behörden auf der Krim verboten. Dem Vorsitzenden des Medschlis, Refat Tschubarow, wird die Einreise auf die Krim verweigert.

N (Noman). Noman Çelebicihan (1885-1918) war ein krimtatarischer Politiker und Schauspieler. Außerdem war er einer der Organisatoren des ersten Kurultai (krimtatarische Volksversammlung), erster Staatschef der 1917 gegründeten Volksrepublik Krim und erster Mufti der Muslime auf der Krim, in Litauen, Polen und Weißrussland. Sein Gedicht “Ant etkemmen!” (“Ich habe geschworen”) ist zum Text der Nationalhymne der Krimtataren geworden.

O (Origin / Herkunft). Die Krimtataren haben sich auf der Krim zu einer ethnischen Gruppe entwickelt. Sie verstehen sich als Nachfahren verschiedener Volksgruppen, die in der Geschichte auf der Krim zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. Die wichtigsten Gruppen waren die Tauri, Skythen, Sarmaten, Alanen, Griechen, Goten, Römer, Chasaren, Petschenegen, Italiener, Tscherkessen und Türken. Eine entscheidende Rolle bei der Ethnogenese der Krimtataren spielten die westlichen Kiptschaken, die in der Kiewer Rus als Polowzer und in Westeuropa als Kumanen bekannt waren. Aus dieser Vielfalt von Ethnien entstand im Laufe der Jahrhunderte die krimtatarische Volksgruppe. Was sie zusammenhielt war das gemeinsame Territorium, die türkische Sprache und der islamische Glaube. Als eigene Volksgruppe traten die Krimtataren schließlich in der Zeit des Krim-Khanats auf, das von 1441 bis 1783 existierte. Die meiste Zeit war es allerdings vom Osmanischen Reich abhängig oder mit ihm verbündet.

P (Pilaw). Eines der bekanntesten Gerichte der Krimtataren. Obwohl es in jeder Region anders zubereitet wird, sind die Grundzutaten dieselben: Reis, Fleisch, Zwiebeln und Gewürze. Pilaw entstand zunächst bei den türkischen Nomaden in Zentralasien. Sie hielten traditionell Schafe und tauschten ihr Vieh gegen Reis der Chinesen. Legenden zufolge soll allerdings Alexander der Große Pilaw aus Persien mitgebracht haben. Pilaw wird als besonders sättigende Speise auch zu besonderen Anlässen zubereitet.

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