Die Krimtataren von A bis Z. Teil 3

Q (Kurultai). Der Kurultai ist bei den Turkvölkern ein Vertretungsorgan, eine Versammlung, bei der über wichtige politische, soziale und kulturelle Fragen entschieden wird. Bei den Krimtataren werden die Mitglieder des Kurultai vom Medschlis in geheimer Wahl bestimmt. Der Kurultai ist vergleichbar mit dem Kosaken-Rat und einem Kirchenkonzil sowie mit anderen Organisationen, wo jeder Teilnehmer ein Stimmrecht besitzt.

R (Religion). Die meisten Krimtataren sind sunnitische Muslime gemäß der hanafitischen Lehre, die manchmal als “orthodoxer Islam” bezeichnet wird. Es wird allgemein angenommen, dass nur eine angesehene Person mit fundiertem Wissen in Theologie und Jura ein Kalif, also ein religiöser Anführer, werden kann. Hanafi Madhab ist eine der vier Lehren des heutigen sunnitischen Islam. Die Islamisierung fand gleichzeitig mit der Entstehung der krimtatarischen Volksgruppe statt und war ein sehr langsamer Prozess. Der erste Schritt war die Eroberung von Sudak, einer Ortschaft auf der Krim, durch die Seldschuken im 13. Jahrhundert. Während der Zeit der Goldenen Horde und des Krim-Khanats verbreitete sich der Islam auf der Krim-Halbinsel rasant.

S (Amet-Khan Sultan). Amet-Khan Sultan ist ein krimtatarischer Held. Er war ein sowjetisches Fliegerass im Zweiten Weltkrieg. Er testete 107 Flugzeugtypen in der Luft und war somit der einzige sowjetische Pilot, der über 50 verschiedene Flugzeugtypen getestet hat. Auf Initiative seiner französischen Kameraden des Normandie-Niemen Regiments, wurde Amet-Khan Sultan der Titel eines Ehren-Piloten der französischen Luftwaffe verliehen. Am 14. Mai 2015 benannte das ukrainische Parlament den Flughafen der Stadt Simferopol in Amet-Khan-Sultan-Flughafen um.

T (Teigtaschen). Tscheboreki ist eine mit Hammel-Hackfleisch und scharfen Gewürzen gefüllte und in Öl gebratene Teigtasche. Manchmal wird sie auch mit Käse gefüllt. Tscheboreki ist eines der bekanntesten nationalen Gerichte der Krim-Völker: der Krimtataren, Pontosgriechen, Krimtschaken usw. Tscheboreki wird traditionell mit den Händen gegessen. Es wird empfohlen, es vertikal zu halten und von oben abzubeißen, da sich im Inneren viel Öl befindet, das Hände und Kleidung verschmutzen kann.

U (Umer). Aşıq Ümer war ein krimtatarischer Dichter der Romantik, der von 1621 bis 1707 lebte. “Aşıq” steht für eine Art der romantischen Poesie (“Aşıq” bedeutet Liebe in der krimtatarischen Sprache). Aşıq-Poeten begleiten ihre Verse mit der Saz, einem traditionellen Saiteninstrument. Heutzutage werden jährlich Aşıq-Lesungen in Jewpatoria abgehalten, einer Stadt auf der Krim, wo der Poet geboren wurde.

V (Wein). Winzer gab es auf der Krim seit der Antike. “Überall auf der Halbinsel findet man exzellenten Wein”, schrieb 1578 der Adlige Martin Bronewski, ein Gesandter des polnischen Königs Stephan Bathory, dem Khan Mehmed I Giray. Weintrauben wurden nicht nur im Süden, sondern auch in der Steppe des Krim-Khanats angebaut. Obwohl der Islam die Staatsreligion des Khanats war und dementsprechend Alkohol verboten war, wurden den Khanen die besten Weine serviert. Die Winzerei wurde im 14. Jahrhundert aktiv gefördert, als Graf Michael Woronzow begann, im Süden der Halbinsel Reben anzulegen. Nach der Annexion der Krim durch Russland ist aufgrund der Sanktionen den Winzern ihr internationaler Absatzmarkt verlorengegangen.

W (Wagon). Ein “Tepluschka” ist ein Waggon, der für den Transport von Gütern aber auch von Menschen verwendet wurde. Der Name entstand in den 1870er Jahren aufgrund seiner wärmeisolierenden Eigenschaften (“Teplo” bedeutet “warm”). 1944 wurden die Krimtataren in solchen Güterwaggons deportiert. Überlebende erinnern sich an die Geschehnisse: “Am Morgen begrüßten Sie uns nicht, sondern fluchten und fragten uns: Gibt es Leichen? Die Menschen blieben bei den Toten, weinten und wollten nicht, dass man ihnen ihre Angehörigen nimmt. Die Soldaten warfen die Leichen der Erwachsenen aus den Türen, die der Kinder aus den Fenstern.”

X (Xenophobie). Obwohl Krimtataren in ihrer eigenen Heimat lebten, wurden sie oft Opfer von Fremdenfeindlichkeit durch Menschen, die von außerhalb auf die Krim kamen. 1783 wurde die Krim zunächst besetzt und dann annektiert, nachdem Russland das Osmanische Reich besiegt hatte. Es war der Anfang einer Zeit, die die Krimtataren “das schwarze Jahrhundert” nennen. Repressionen der russischen Behörden sowie die Land-Enteignung der Einheimischen zwang viele Krimtataren, in das Osmanische Reich auszuwandern. Ihre Nachkommen sind nun die krimtatarische Diaspora in der Türkei, in Bulgarien und Rumänien. Dies hatte auch einen Niedergang der Landwirtschaft und eine Abnahme der Bevölkerungsdichte in der Steppenlandschaft der Krim zur Folge. Die Mehrheit der krimtatarischen Elite floh ebenfalls in dieser Zeit. Gleichzeitig kolonisierte Russland die Krim, indem dort Menschen aus anderen Teilen des Reiches angesiedelt wurden. Dies führte dazu, dass am Ende des 19. Jahrhunderts von den ursprünglich eine Million Krimtataren nur noch 200.000 auf der Halbinsel übrig geblieben waren. Sie stellten lediglich ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Krim. 1921 wurde schließlich die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Krim geschaffen, die der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik zugeordnet wurde. Nach einem kurzen Aufblühen des krimtatarischen nationalen Lebens mit eigenen Schulen, Theatern und Zeitungen begannen im Jahr 1937 Stalins Repressionen. Die Mehrheit der krimtatarischen Intelligenzija wurde unterdrückt. 1941 wurde die Krim von den Deutschen besetzt. 1944 wurde zum Jahr der größten Tragödie in der Geschichte der Krimtataren. Am 8. Mai 1944 wurden sie der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt und auf Befehl Stalins von der Krim deportiert und zwangsumgesiedelt.

Y (Yalta / Jalta). Jalta ist ein Ferienort an der Südküste der Krim und einer der wichtigsten Kurorte auf der Halbinsel. Jalta wurde in historischen Dokumenten erstmals im 12. Jahrhundert als byzantinischer Hafen und Fischersiedlung erwähnt. Jalta hat sich in den Geschichtsbüchern verewigt, als die Alliierten 1945 dort die Konferenz von Jalta abgehalten hatten. Auf ihr besiegelten die USA, das Vereinigte Königreich und die Sowjetunion die Nachkriegsordnung in Europa.

Z (Marlen Zmorka). Marlen Zmorka ist ein ukrainischer Rennradfahrer, der 1993 geboren wurde und auf der Krim heimisch ist. Zmorka hat zahlreiche internationale Sportwettkämpfe gewonnen. 2015 gewann er Gold beim nationalen U23 Time Trial Championship. Letztes Jahr nahm er bei der Internationalen Sharjah Radtour den ersten Platz ein. Zmorka ist seit 2008 professioneller Radrennfahrer. Seinen Abschluss machte er am Sportkolleg in Mykolajiw. Der Athlet ist derzeit Mitglied des UAE-Rennrad-Teams.

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