Kiew, 3. April 2015 – Die steigenden Tarife für Gas, Wasser und Energieträger motivieren das Land zur Energieeffizienz. Priorität soll die Kontrolle der Energieressourcen, die Qualität entsprechender Dienstleistungen für Verbraucher, die Verringerung des Energieverbrauchs und der Zugang zu gezielter Hilfe für Bürger werden. Die Situation im Wohnsektor ist sehr schwierig. Darüber berichtete die ukrainische Parlamentsabgeordnete Aljona Babak, stellvertretende Vorsitzende des Komitees für Bau, Städtebau und die Wohnungs- und Kommunalwirtschaft bei der Werchowna Rada, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center. „In der Ukraine befindet sich der Wohnsektor auf dem dritten Platz beim Energieverbrauch, nach der Metall- und Chemieindustrie. Faktisch werden in Gebäuden und im Wohnsektor 33,7 Prozent der Energieressourcen in der Ukraine verbraucht. Das ist ein sehr hoher Wert. Auf einen Quadratmeter umgerechnet verbrauchen wir um das dreifache mehr als in Europa“, erklärte die Abgeordnete.
Das Komitee für Bau bei der Werchowna Rada beteiligt sich an dem Gesetzentwurf zur Energieeffizienz von Gebäuden, das Orientierungspunkte zu Forderungen bei der Energieeffizienz geben soll. Aljona Babak hofft auch, dass das Ministerkabinett die Verordnung übernimmt, die Wohnungsinhabern eine Co-Finanzierung gewährt, wenn sie Kredite bei bestimmten Finanzinstitutionen zur Verbesserung der Energieeffizienz aufnehmen.
In der Ukraine gibt es ein enormes Potential zur Energieeinsparung bei Gebäuden, sagte Tatjana Bojko, Koordinatorin des wohnungskommunalen Programms beim Zivilnetz „Opora“. „Da die Mehrheit der Häuser zwischen 1945 und 1975 gebaut wurden, liegt das Energieeinsparungspotential laut verschiedenen Berechnungen bei 40-70 Prozent“, erklärte sie. Laut Angaben von Tatjana Bojko ist es zur Einführung von Energiesparmaßnahmen notwendig, dass der Markt anspricht – das heißt, dass sich Angebot und Nachfrage ausbalanciert: Bewohner und Wohnungsbehörden, Stadtverwaltungen und Wohnungsinhaber in Mehrfamilienhäusern.
Igor Nikonow, erster stellvertretender Vorsitzender der Kiewer Stadtstaatsverwaltung, fordert dazu auf, die Voraussetzungen für Investitionen in diesen Bereich zu schaffen, denn damit bedarf es keiner großen Finanzierung seitens des Staates. Nach seiner Meinung fehlt es heute an zweckgebundenen Programmen und Kreditfinanzierungen in Hryvna. „Im Kiewer Budget sind für 2015 63 Mio. Hryvna zur Durchführung von Wärmesanierungsprojekten vorgesehen. 50 Mio. Hryvna liegen im Budget für die Installation von Wärmezählern in Wohnhäusern bereit. Außerdem gibt es Mittel für das Kyoto-Protokoll und 520 Mio. Hryvna sind für Maßnahmen zur Energieeffizienz an 51 Schulen geplant“, berichtete Igor Nikonow.
Christiana Hageneder, Direktorin des GIZ-Projekts „Energieeffizienz in Gemeinden“, die seit sieben Jahren im Bereich der Energieeinsparung arbeitetet, merkte an, dass die Energieeffizienz ein Grundbedürfnis für die Ukraine ist, da das Land derzeit die Energiesicherheit gewährleisten muss. Nach ihren Worten ist dies sowohl Aufgabe des Staates, aber auch die der Leute. Dafür ist es notwendig, darüber zu informieren, wie man Investitionen für Energieeffizienz erhält, wodurch man nicht nur Energie einspart, sondern auch den Wert von Eigentumswohnungen erhöht. Im Baubereich empfiehlt die Expertin zur Einführung von Energieeffizienzmaßnahmen, speziell ausgebildete Arbeiter zu haben, die über Know-how in der Baubranche und der Wärmeisolation von Häusern verfügen, sowie bei der Installation von Fenstern, Solaranlagen und ähnlichem. „In Deutschland wurde das Programm zur Energieeffizienz 2006 eingeführt. Dafür wurden 1,6 Mio. Euro bereitgestellt, womit 3 Mio. Wohnungen rekonstruiert und jährlich insgesamt 40.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden“, führte Christiana Hageneder ein Beispiel zur Einführung von Energieeffizienz an.