Die Kohlelieferungen aus der ATO-Zone sind für das Energiesystem überlebensnotwendig – Experten

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Kiew, 22. September 2015 – Die Kohlelieferungen aus der ATO-Zone sind eine lebensnotwendige Voraussetzung für das Energiesystem. „Meiner Meinung nach ist es weder ein Verbrechen, noch eine Laune, auch keine Frage der Wirtschaftlichkeit. Es bedingt einfach die Überlebensfähigkeit des Energiesystems, da es einfach unmöglich ist, Kohle in diesen Umfängen durch Importe zu ersetzen. Immerhin besteht die gute Nachricht darin, dass derzeit monatlich 650.000 Tonnen Kohle aus der ATO-Zone exportiert werden. Meiner Meinung nach werden wir ohne Probleme über den Winter kommen, sofern der Winter milde wird, die Atomkraftwerke störungsfrei funktionieren, die Kohlelieferungen aus der ATO-Zone und dem Ausland stabil bleiben, und die reparierten Stromleitungen weiter intakt arbeiten. Trotzdem wird es Einschränkungen für die Verbraucher geben“, berichtete Alexander Rogosin, Vizepräsident der gesamtukrainischen Gesellschaftsorganisation „Energieverband der Ukraine“, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.

Nach Aussagen des geschäftsführenden Direktors von „DTEK Energo“, Dmitrij Sacharuk, rechnet seine Gesellschaft nur mit Kohle aus dem Donbass. „Wir betrachten derzeit keine Importe. Die fehlenden Verträge für Kohleimporte hängen einfach mit fehlenden Geldmitteln zusammen. Wir sagten bereits mehrfach, dass mit Stand vom 1. September 2015 die Schulden des Energiemarkts für die Wärmeproduktion 6,1 Mrd. Hryvna betragen. Die Rentabilität unserer Anlagen beträgt minus 13 Prozent. Es bildete sich ein solcher Kreislauf der Nichtbezahlung, und folglich haben wir keine freien Mittel, um ein, zwei oder mehr Kohleschiffe aus dem Ausland zu verpflichten“, erklärte Dmitrij Sacharuk. Dabei erinnerte er auch daran, dass sich noch zirka 2 Mio. Tonnen Anthrazitkohle von DTEK in den Gebieten von Donezk und Luhansk befinden.

„Wir ziehen deshalb keine Lieferungen aus Russland in Betracht, weil, wenn Sie sich an den 22. November letzten Jahres erinnern, als wir mit Verträgen mit Russland begannen, wurde die Kohlelieferung gestoppt. Wir rechnen damit, dass es in diesem Jahr kein passender Zeitpunkt ist, denn außer finanziellen Gründen, geht es auch um die Frage der Zuverlässigkeit solcher Lieferungen“, betonte der geschäftsführende Direktor von „DTEK Energo“.

Allerdings befürchtet Dmitrij Sacharuk, dass die Kohlelieferungen aus der ATO-Zone bereits im November/Dezember 2015 aufhören könnten. „Jede Partei versuchte, eigene Lieferwege zu schaffen. Das heißt, es gibt Lieferungen über besondere Donezker Eisenbahnstrecken – stellenweise in Bereichen, die nicht von der Ukraine kontrolliert werden, sondern, sagen wir, von den „Institutionen“ der Separatisten, die bereits keine Ukrainer mehr sind“, erklärte Dmitrij Sacharuk.

Damit besteht nach seinen Aussagen das Risiko, dass die Verladung von Kohle in den besetzten Gebieten gestoppt werden kann. „Diese Gefahr kann zum unpassendsten Zeitpunkt real werden. Das heißt, irgendwann im November oder Dezember könnte der Kohleimport abbrechen“, sagte Dmitrij Sacharuk.

Iwan Chorjakow, der erste stellvertretende Vorsitzende des Handelsdepartements beim Staatsunternehmen „Ukrsalisnyzja“ [Anm. Ukrainische Eisenbahn], merkte an, dass derzeit vorsichtshalber Kohle aus der ATO-Zone über Ersatzstrecken befördert wird – über eingleisige Strecken, über die weit weniger transportiert werden kann als über die Hauptstrecken. Dabei werden einige Strecken nur tagsüber zur Beförderung genutzt. „Es bestehen noch weitere Probleme, denn wir dürfen durch das Gebiet, das nicht von der Ukraine kontrolliert wird, keinen Treibstoff und keine Ersatzteile für die Loks liefern. Gerade verbesserte sich die Situation mit der Beförderung etwas, aber es reicht ein Artillerietreffer und wir müssen für mehrere Tage die Beförderung aussetzen – Wir hängen derzeit sehr stark von den Kampfhandlungen ab“, erklärte Iwan Chorjakow.

Oleg Kosemko, Generaldirektor von „Zentrenergo“, berichtete seinerseits, dass die Gesellschaft „Zentrenergo“ darauf wartet, dass der Liefervertrag über 320.000 Tonnen Kohle aus der Republik Südafrika erfüllt wird. „Am Freitag übergaben wir den Vertrag zur Unterzeichnung, wonach zwei Schiffe aus der Republik Südafrika Kohle liefern. Beide Schiffe haben eine Kapazität von jeweils 160.000 Tonnen und sollen nacheinander ab November eintreffen“, erklärte Oleg Kosemko. Nach seinen Angaben werden derzeit auch die Verladungsfragen in den Häfen von Odessa geklärt, wo die Schiffe eintreffen sollen.

„Wir müssen laut unserer Berechnung von September bis Dezember 2015 2,207 Mio. Tonnen Kohle kaufen, damit zum 1. Januar 566.000 Tonnen Kohle in unseren Lagern sind“, berichtete Oleg Kosemko. Nach seinen Angaben sind davon 1,102 Mio. Tonnen Gaskohle. „Mit dem Tempo, das wir heute haben, sind bisher bereits 256.000 Tonnen Kohle angekommen. In den ersten 21 Tagen im September kamen 44.000 Tonnen in unsere Lager“, hob Oleg Kosemko hervor und versicherte dabei, dass es keine Probleme mit dem Kohlekauf geben dürfte. Die Hauptlieferanten sind das Staatsunternehmen „Ugol Ukrainy“ und das „Staatliche Kohleunternehmen“. Seinerseits werden 465.000 Tonnen Kohle der seltenen Marken A und B, die sich in der ATO-Zone befinden, bei inländischen Lieferanten gekauft. Es ist geplant, 480.000 Tonnen Kohle aus der Russischen Föderation zu kaufen, sowie 160.000 Tonnen aus der Republik Südafrika.

Außerdem versicherte der Generaldirektor von „Zentrenergo“, dass alle Energieblöcke rechtzeitig für die Herbst-Winterperiode vorbereitet werden. „Bei 9 Energieblöcken wurden die Reparaturarbeiten bereits abgeschlossen und 8 befinden sich noch in Reparatur“, sagte Oleg Kosemko.