9. bis 15. November 2015: Was deutschsprachige Medien zur Ukraine berichteten und was davon bei Facebook diskutiert wurde

Die Ukraine war in der vergangenen Woche in deutschsprachigen Medien kein Topthema. Dennoch gab es mehrere Meldungen über das Land. Hier eine Übersicht:

Einerseits berichtete Spiegel Online am Montag unter Berufung auf das Handelsblatt, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs die Sanktionen der EU gegenüber Russland verlängern wollen, um den Friedensprozess in der Ostukraine voranzutreiben. Andererseits schrieb Der Standard über den ehemaligen deutschen Kanzler Schröder und den OMV-Chef Reiner Seele, dass sie für eine baldige Aufhebung der Sanktionen plädieren.

In einem Interview bei Der Standard vom Montag sagte die Linguistin Stefaniya Ptashnyk, dass die Sprachproblematik in der Ukraine nie Kern des Konflikts war.

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine berichtete am Montag über einen 21-jährigen ukrainischen Soldaten, der bei Donezk seine Hand verlor und im Hamburger Bundeswehrkrankenhaus behandelt wird.

Der Tagesspiegel veröffentlichte am Montag einen Artikel über die Medienlandschaft in der Ukraine und das einzigartige Projekt „Hromadske TV“.

Die taz brachte am Montag einen Artikel über das Pilotprojekt der ukrainischen Regierung, Agrarland zu verkaufen, wobei die Bevölkerung Angst hat, dass Investoren heimische Kleinbauern verdrängen

In den Notizen der Südwestpresse hieß es am Dienstag, das die Ukraine über ausreichende Gasvorräte verfügt und nur bei Bedarf von Russland Gas kaufen will. Sie bezog sich dabei auf den Chef von „Naftogaz“, Andrej Kobelew.

Die Welt berichte am Dienstag über den in Düsseldorf lebenden Künstler Aljoscha, der die Zerstörung von Lenindenkmälern in der Ukraine dokumentiert.

Die Sendung „Frontal 21“ des ZDF ging dem Vorwurf nach, dass in der Ukraine Kindersoldaten eingesetzt wurde und fand tatsächlich solche Fälle bei den Separatisten. Spiegel Online berichtete am Dienstag in einem eigenen Artikel darüber.

Die Neue Rheinische Zeitung veröffentlichte am Mittwoch einen Artikel, in dem es hieß, dass die EU am Aufbau einer prowestlichen Medienöffentlichkeit in Osteuropa arbeitet. Dies wurde von der Bundesregierung bestätigt. Zielgruppe seien die urbanen Mittelschichten, die unter anderem in der Ukraine die Maidan-Proteste getragen hatten.

Der ORF und die taz berichteten am Mittwoch über erneute Gefechte in der Ostukraine, worin es hieß, dass sich beide Seiten gegenseitig für die aufgeflammten Kämpfe verantwortlich machen. Das Deutschlandradio Kultur meinte in einem Beitrag, dass die Kämpfe jederzeit wieder beginnen könnten, da noch genug Waffen vorhanden wären; in dem Beitrag wird auf den Einfluss des Kriegs auf die ukrainische Kultur- und Kunstlandschaft eingegangen.

In einem Interview der Wiener Zeitung vom Mittwoch mit dem polnischen Botschafter in Österreich antwortete er auf die Frage, ob er mit einem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine rechne: „Es gibt derzeit keine Flüchtlinge aus der Ukraine, weil die Ukraine ihre Bürger schützen kann. Derzeit – und wie ich hoffe, auch zukünftig.“

Die Deutsche Welle brachte am Mittwoch einen Videobeitrag über die derzeit in Polen populäre TV-Serie „Mädchen aus Lemberg“, die über junge Ukrainerinnen erzählt, die in Polen als Putzfrauen arbeiten.

Am Donnerstag veröffentlichte das Langenthaler Tagblatt (Schweiz) einen Bericht über Reto Steiner, der im Auftrag des Europarats bei den Lokalwahlen Ende Oktober als Wahlbeobachter in der Ukraine war.

N-tv und Queer berichteten am Donnerstag, dass die Ukraine eine wichtige Vorraussetzung für die Visafreiheit im Schengenraum erfüllte. Das ukrainische Parlament verabschiedet ein Gesetz, das die Diskriminierung am Arbeitsplatz wegen sexueller Orientierung verbietet.

Die Konrad Adenauer Stiftung veröffentlichte am Donnerstag einen Artikel über das Referendum in den Niederlanden zum Assoziierungsabkommen mit der Ukraine. Darin hieß es, dass es den Initiatoren des Referendums primär darum ging, um auf das Demokratiedefizit im Rahmen der Europapolitik hinzuweisen, wobei das Assoziierungsabkommen ein willkommener Anlass war.

Die Zeit brachte am Donnerstag eine AFP-Meldung, dass der Internationale Strafgerichtshof zwar während der Proteste 2013/2014 auf dem Maidan schwere Menschenrechtsverletzungen feststellte, aber keine Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die damals angewandte Gewalt habe sich „gegen die Zivilbevölkerung“ gerichtet, aber es gebe keine ausreichende Belege dafür, dass dies „weitreichend oder systematisch“ der Fall gewesen sei.

Der Deutschlandfunk berichtete am Donnerstag, dass eine diskussionsfreudige Zivilgesellschaft ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Ukraine ist. Aus diesem Anlass lud das Goethe-Institut ukrainische Kulturakteure und Kulturinstitutionen nach Berlin ein, um dort zu zeigen, wie die Förderung von außerinstitutionellen Kunstinitiativen in Deutschland funktioniert.

Der Bayerische Rundfunk berichtete am Donnerstag in einem einstündigen Feature über die Lügen Russlands und welchen Einfluss dies auf die Annexion der Krim, bzw. den Krieg im Donbass hatte.

Die Tiroler Tageszeitung meldete am Donnerstag über den Abschluss der Umschuldung in der Ukraine. Am Freitag berichtete auch der Deutschlandfunk darüber. Der Standard meinte allerdings, dass die Ukraine eine Anleihe an Russland nicht zurückzahlen will.

Die Zeit schrieb am Freitag über die Autobiografie von Guido Westerwelle (deutscher Außenminister zur Zeit, als die Proteste in Kiew begannen). Darin heißt es, dass Westerwelle für die ukrainische Sache gewesen sei, aber dass die Darstellung in seinem Buch etwas mager ausgefallen sei. Die Zeit beklagt, dass dort nur sehen würde: „Wir begrüßten einander mit einem kräftigen Händedruck und zogen uns anschließend in einen fensterlosen Besprechungsraum zurück, um in Ruhe und ohne die vielen Kameras die dramatische Lage erörtern zu können“, ohne dass mehr über den Inhalt der Besprechung mit Klitschko und Jazenjuk in Kiew geschrieben wurde.

Der Tagesspiegel machte am Freitag angesichts der Flüchtlinge aus nichteuropäischen Staaten auf das Thema der Binnenflüchtlinge innerhalb Europas aufmerksam und verwies darauf, dass aus der Ostukraine schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen in die übrigen Landesteile geflohen sind.

Am Freitag berichtete Marieluise Beck bei Facebook über ein Treffen der Heinrich Böll Stiftung, wo Aktivisten aus der Ukraine über die ukrainische Zivilgesellschaft berichteten und wie sie sich für einen demokratischen Wandel und für den Kampf gegen Korruption und die Oligarchie einsetzen. Das Fazit von Marieluise Beck: „Der Weg ist mühsam und weit, aber nicht aussichtslos.“

Mehrere Medien – darunter die Neue Zürcher Zeitung und n-tv – brachten am Freitag eine dpa-Meldung über einen in der Slowakei abgestürzten ukrainischen Helikopter.

Auf der Website von Ärzte ohne Grenzen wurde am Freitag ein Artikel in Bezug auf das Programm zur Behandlung von multiresistenter Tuberkulose in der Strafanstalt der selbsternannten Volksrepublik Donezk veröffentlicht. Hintergrund dazu war, dass das „Humanitäre Komitee“ der selbsternannten Volksrepublik der Organisation am 19. Oktober die Akkreditierung entzog. Dabei sei der Bedarf an medizinischer Hilfe in Donezk nach wie vor sehr hoch.

Spiegel Online schrieb am Freitag, dass ab Dezember in Russland ein neuer Hundert-Rubel-Schein mit Krim-Motiven in Umlauf kommen soll und verwies darauf, dass der Westen die Annexion der Krim als Verletzung des Völkerrechts verurteilt.

Am Freitag meldete n-tv in einer Kurzmitteilung, dass Wladimir Putin fürchtet, der Konflikt in der Ukraine könnte sich zu einem Dauerzustand entwickeln.

Der Standard berichtete am Freitag über die Lage der Binnenflüchtlinge in der Ukraine und dass sie wenig Geld und keine Arbeit hätten.

Fritz Ehrlich, ein Deutscher, der seit Jahren in der Ukraine geschäftlich aktiv ist, beschrieb am Samstag bei Facebook in Bezug auf die Terroranschläge in Paris an Beispielen, man solle sich einmal vorstellen, wie es den Ukrainern ergeht.

Cicero veröffentlichte am Samstag einen Artikel, dass der Westen und Russland angesichts der Anschläge in Paris erkennen sollten, dass es mehr gibt als den Streit und die militärische Auseinandersetzungen um die Ukraine und dass sie einen gemeinsamen Feind hätten, den man gemeinsam bekämpfen und auch besiegen muss. Darauf machte Boris Reitschuster bei Facebook aufmerksam.

Der Standard meldete am Samstag über Tote und Verletzte vor den Stichwahlen in der Ukraine.

Mehrere Online-Medien (unter anderem Deutsche Welle, Süddeutsche Zeitung, Südwestpresse) berichteten über den ukrainischen Sieg beim Fußballspiel gegen Slowenien und dass die Ukraine damit kurz vor der Qualifikation zur EM2016 in Frankreich steht.

In einem Artikel bei der Huffington Post schrieb Andreas Umland am Samstag über die weltpolitischen Folgen der russischen Intervention in der Ukraine.

Am Sonntag wurde vom ORF und der Kleinen Zeitung (beide Österreich) auf die Stichwahlen um Bürgermeisterposten in der Ukraine aufmerksam gemacht. Am Sonntag Abend berichteten die Salzburger Nachrichten darüber, dass Vitali Klitschko mit hoher Wahrscheinlichkeit die Wahlen in Kiew für sich entschied und damit Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt bleibt.

Die in dem Wochenrückblick verwendeten analysierten Quellen bei Facebook sind einerseits mehrere pro-ukrainische Gruppen und Seiten, sowie eine Community aus Personen, die mit der Ukraine auf irgendeine Weise verbunden sind.

Jörg Drescher für UCMC