Das Projekt „Die Ukraine sehen: Docudays UA reist durch die Welt“ ist Kulturdiplomatie in der Sprache des Dokumentarfilms

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Kiew, 18. Januar 2016 – In dieser Woche beginnt das neue Projekt des internationalen Dokumentarfilmfestivals über Menschenrechte „Docudays UA“ unter dem Motto „Die Ukraine sehen: Docudays UA reist durch die Welt“.

„Bei diesem Projekt sollen in 5 Ländern Europas ukrainische Dokumentarfilme vorgeführt und Fotographien ausgestellt werden, und zwar in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Griechenland“, sagte Julia Serdjukowa, die Projektleiterin von „See Ukraine“, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.

„Ich hoffe, dass dieses Projekt die Stimme der Ukraine in diesen Kernländern von Europa verstärkt. In manchen von ihnen weiß man kaum etwas über die Ukraine. Die Ukraine bleibt in vielem unbekannt“, sagte Dmitrij Schulga, Direktor der europäischen Programminitiative bei der internationalen „Renaissance Foundation“.

Die erste Etappe des Projekts fängt am 21. Februar in Paris an und wird einen Monat dauern.

„Wir werden in Frankreich 5 Filme aufführen und eine Fotoausstellung zeigen. Dabei finden auch zwei Diskussionen statt“, berichtete Julia Serdjukowa.

Das Festival eröffnet mit dem Film „Euromaidan. Rohmontage“ – ein Dokumentarfilm über die Ereignisse des revolutionären Winters in der Ukraine, der von einem Team von „Docudays UA“ gedreht wurde. Außerdem werden Filme des klassischen ukrainischen Dokumentarfilmers Sergij Bukowskij uraufgeführt: der Debütfilm „Morgen ist ein Feiertag“ und „Ukraine: ein Ausgangspunkt“, die über den Übergang von der Sowjetzeit bis zur Zeit der Unabhängigkeit erzählen. Zudem wird der Film „Lebenszeit des Objektes im Bild“ von Alexander Balagura aufgeführt (Juripreis beim FID-Festival in Marseille), „Lebendiges Lagerfeuer“ von Ostap Kostjuk (Preisträger des Festivals Hot Docs) und der Stummfilm „Das 11. Jahr“ von Denis Kaufmann unter musikalischer Begleitung des Komponisten Anton Bajbakow und der Pianistin Sofija Turta.

„Es ist sehr wichtig, dass dies gerade Dokumentarfilme sind, weil Dokumentarfilme die beste Antwort auf Propaganda sind, einschließlich der russischen“, sagte Wolodymyr Yermolenko, Philosoph und Essayist.

Nach Meinung des Experten handelt die russische Propaganda nach dem Prinzip der Stimme von Bildern: „Wir werden ihnen jetzt alles erklären, uns beraten und uns etwas ausdenken. Und Sie werden es schlucken.“

Doch in Europa wird die Wahrheit geschätzt, selbst wenn diese Wahrheit widersprüchlich ist, weshalb es absolut kontraproduktiv wäre, wenn die Ukraine mit Propaganda auf Propaganda antworten würde. Dokumentarfilme hingegen geben den Leuten eine Stimme, den Teilnehmern der Ereignisse und sie konstruieren kein Bild.

Außer den Filmen werden bei dem Festival auch klassische Schwarz-Weiß-Bilder von Alexander Gljadelow unter dem Titel „Hörst Du, Bruder?“ über die Revolution der Würde und die ATO ausgestellt.

Zwischen den Filmvorführungen erhalten die Zuschauer die Möglichkeit, mit den Filmemachern, Regisseuren und Fotographen unter Beteiligung von Schriftstellern, Journalisten und Bürgerrechtlern zu diskutieren. Wie die Autoren des Projekts anmerkten, gibt es dabei eine wichtige Komponente: „Diese Paneldiskussionen mit den Regisseuren und Filmemachern regen die Zuschauer dazu an, Probleme zu beleuchten. Dies eröffnet zusätzliche Dimensionen und erhöht die Informiertheit“, sagte Nadija Tschuschak, die Koordinatorin des Rechtsschutzprogramms von „Docudays“.

Außerdem finden zwei breite Diskussionen unter Beteiligung von ukrainischen und internationalen Experten statt. Die erste unter dem Titel „Wohin geht die Ukraine nach dem Euromaidan?“ zielt darauf ab, das Verständnis europäischer Bürger zu erweitern, was in der Ukraine innerhalb der vergangenen zwei Jahre passierte.

„Es ist sehr wichtig, im Rahmen solcher Diskussionen zu versuchen, die Bedeutung des Euromaidans nicht nur für unser Land zu besprechen, sondern auch für den gesamten europäischen Kontinent. Es ist wichtig, diese Ereignisse in einen breiten Kontext und in die globale Geschichte einzuordnen“, sagte Nadija Tschuschak.

Gleichzeitig merkte Wolodymyr Yermolenko an, dass es für die Ukraine nicht ausreicht, nur über die Ereignisse auf dem Maidan und in der ATO zu bereichten, da man sich in Europa längst daran gewöhnte. „Unsere Aufgabe ist, zu zeigen, wohin sich die Ukraine bewegt und dass der Maidan etwas war, das diese Änderungen wirklich bewirkte, wenn auch nicht jene, die wir sofort wollten, aber es gibt sie. Jetzt ist es sehr wichtig, diese Änderungen auszumachen und voranzubringen“, sagte Wolodymyr Yermolenko.

Die Diskussion „Gefangene des Kremls“ zielt darauf ab, die internationale Gemeinschaft auf das Schicksal von 21 ukrainischen politischen Gefangenen in der Russischen Föderation aufmerksam zu machen.

„Leider begreift die internationale Gemeinschaft bisher nicht das Ausmaß dieses Problems vollständig. Sie weiß zu einem bestimmten Grad über den sogenannten „Celebrity Case“ von Oleg Senzow. Aber außer Senzow gibt es noch weitere Häftlinge und es ist notwendig, etwas zu unternehmen, damit Russland diese Leute frei lässt, denn sie werden dort unter schlimmen Bedingungen in Haft gehalten“, erklärte Nadija Tschuschak. „Der Druck der internationalen Gemeinschaft könnte ein zusätzlicher Faktor werden, um in dieser Frage auf die russische Position einzuwirken.“

Während dieser Diskussion sollen Ausschnitte aus dem Film „Prozess“ des russischen Dokumentarfilmers Askold Kurow über den Fall Senzow gezeigt werden. An der Diskussion werden Maria Tomak, die Koordinatorin des Projekts „Let my people go“, und die Bürgerrechtlerin Stefanija Kolajewa von „Memorial“ teilnehmen.

Die Festivals in anderen Ländern werden in der ersten Jahreshälfte bis August 2016 stattfinden. Einzelheiten über die Daten und Programme werden von den Organisatoren innerhalb der nächsten Monate bekannt gegeben.