Kyiw, 25. Februar 2016 – Während des Zweiten Weltkrieges kämpften fast 6.000 Ukrainer, hauptsächlich Galizier, in der Fremdenlegion der französischen Armee. «Die Ukrainer, die auf der Seite Frankreichs in der Fremdenlegion kämpften, sind die einzigen Ausländer, deren Teilnahme im Frankreich offiziell anerkannt wurde und geehrt wird”, – erzählte Annik Bilobran-Karmazyn, Präsidentin von „Assoziation Advule“, während der Pressekonferenz in Ukraine Crisis Media Center. Die meisten von ihnen, sagte sie, gingen in den 30er Jahren nach Frankreich zur Arbeitsaufnahme nach befristeten Verträgen. Sie hatten vor, einige Jahre dort zu arbeiten und dann zurückzukehren. Kurz darauf begann der Zweite Weltkrieg und viele der ukrainischen Saisonarbeiter traten freiwillig der Fremdenlegion bei. „Mein Vater hat mir immer gesagt, dass er das für richtig hielt, das Land, das ihn aufgenommen hat, zu verteidigen“, – meinte Annik Bilobran-Karmazyn.
Die Situation mit den Ukrainern wurde kompliziert: die Galizier, die Saisonarbeiter waren, hatten polnische Pässe, so wurden sie auf Befehl der Regierung der polnischen Legion zugeordnet, die in Bretagne stationiert wurde. «Wenn du ein Ukrainer bist und Polen dein Land okkupiert hat, dann ist es auch verständlich, warum die 6.000 ukrainischen Freiwilligen nicht unter der polnischen Flagge kämpfen wollten. Sie wollten Frankreich verteidigen, aber unter der französischen Flagge», – erzählt Frau Bilobran-Karmazyn. Sie führt weiter, es gab eine lange und emotionale Diskussion zwischen den Ukrainern und der Regierung, wie man am besten in dieser Situation handeln sollte; einige der Freiwilligen gerieten sogar ins Gefängnis, weil die Verweigerung unter der polnischen Flagge zu kämpfen eigentlich der Weigerung, einen Befehl auszuführen, gleich war.
Als Teil der französischen Truppen waren die ukrainischen Freiwilligen an der Schlacht an der Somme beteiligt, die Mehrheit nahm an der Verteidigung von Lyon teil. Es gab zahlreiche Tote und Verwundete. Als Lyon unter dem deutschen Angriff fiel, setzten sie ihren Rückzug nach Marseille fort. Währenddessen unterschrieb Petain die berühmt-berüchtigte Kapitulation. «Auf dem Halbweg, in der Nähe von Grenoble, hielten die Ukrainer in einem kleinen Dorf an und erwarteten ihre Demobilisierung, wo sie auch die nächsten zwei-drei Monate verbrachten. Dort, im Wald, gab es einen großen Fels. Sie haben einen Dreizack in den Stein gemeißelt und «900 Ukrainer» darauf geschrieben und auf der Rückseite die Karte der Ukraine ausgeschnitzt”, – erzählte Annik Bilobran-Karmazyn. Danach trennten sich die Wege der Legionäre: einige kehrten zum zivilen Leben zurück, einige schlossen sich der Widerstandsbewegung an, während andere in die Lager für Kriegsgefangene gerieten.
Frau Bilobran-Karmazyn fand den Fels aus der Erzählung ihres Vaters und knüpfte Kontakt zu den Veteranen der Fremdenlegion. «Ich habe recherchiert und fand Informationen über etwa 100 Ukrainer, die mit meinem Vater zusammen kämpften. Ich habe Dokumente, Fotos und andere Augenzeugenberichte”, – gab sie an. Man bestätigte in der Fremdenlegion, dass die ukrainischen Freiwilligen nach Frankreich direkt aus der Ukraine kamen und mit den Deutschen nicht kollaborierten. Annik Bilobran-Karmazyn ergänzte, dass jedes Jahr am 2. November den Freiwilligen der Fremdenlegion gedacht wird. Die ukrainische Gemeinde nimmt daran auch teil.