Militäraufklärung: Es gibt neue Beweise dafür, dass Russland die (pro-)russischen Militärverbände auf ukrainischem Staatsgebiet unmittelbar steuert

Kiew, 8. April 2016 – Die ukrainische Militäraufklärung hat weitere Beweise dafür vorgelegt, dass Russland unmittelbar die (pro-)russischen Militärverbände im Donbass aufbaut, organisiert und steuert. Im Jahre 2014 oblag die Kommandoführung über die beiden gebildeten Armeekorps im Donbass (1. AK für das Gebiet Donezk, 2. AK für das Gebiet Luhansk) beim Oberbefehlshaber der 58. Armee des südrussischen Militärbezirks, Generalmajor Andrej Guruljow. Er leitete die Armeekorps über die  12. Kommandoführung der Reserve im südrussischen Militärbezirk (auf Basis des Zentrums der Territorialstreitkräfte (aktuelle Bezeichnung: Zentrum der Territorialstreitkräfte). Der Befehlshaber des 1. AK war in dieser Zeit Generalmajor Michail Susko, mit Decknamen „Orlow”.

„Ein Gespräch zwischen Guruljow und Susko weist auf die direkte Beteiligung der russischen Militärführung bei der Organisation der sogenannten Wahlen in der sogenannten Donezker Volksrepublik (DVR) hin. Zur Abstimmung wurden Militärangehörige der russischen Streitkräfte und Söldner hinzugezogen, die aus Russland gekommen waren“, sagte über den Mitschnitt des Gesprächs Wadym Skibizkyj von der Hauptabteilung der ukrainischen Militäraufklärung im ukrainischen Verteidigungsministerium während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center. Nach seinen Worten widerlegt der Mitschnitt die Erklärungen der russischen Führung, an den Vorgängen im Osten der Ukraine „nicht beteiligt” zu sein.

Verluste unter russischen Militärangehörigen

Skibizkyj betonte, dass die Anzahl gefallener russischer Militärangehöriger auf ukrainischem Staatsgebiet zunehme. Seit Jahresanfang seien im Konfliktgebiet in den vorübergehend besetzten Gebieten des Donbass (Donezk und Luhansk) 103 reguläre russische Militärangehörige (Soldaten und Offiziere der russischen Armee) ums Leben gekommen. Weitere 98 seien schwer verletzt worden. Zugleich versuche die russische Führung diese Fälle zu verheimlichen. „Sie erklären diese Verluste einfach mit intensiven Truppenübungen, die auf russischem Gebiet stattfinden“, sagte Skibizkyj.

Ihm zufolge fanden seit Jahresanfang sechs großangelegte Truppenübungen im südrussischen Militärbezirk statt. Diese schlossen die Luftlandetruppen mit ein. Bei den Militärmanövern wurden die einzelnen Einheiten auf die entsprechenden Truppenübungsgelände verlegt und die Landung von Truppenteilen der schnellen Eingreiftruppen und entsprechende Feuergefechte geübt. Die letzten großangelegten Truppenmanöver fanden auf der besetzten Krim am 4. April statt. Dabei wurde die Eroberung strategischer Objekte geübt, die sich im angrenzenden Gebiet Cherson befinden.

Die Situation in der Zone der Anti-Terror-Operation

Nach den Angaben der ukrainischen Militäraufklärung wurden die ukrainischen Stellungen seitens der (pro-)russischen Militärverbände 387 Mal beschossen. Dabei kamen Artilleriesysteme mit einem Kaliber von 122 und 152 mm zum Einsatz. Die (pro-)russischen Militärverbände halten weiterhin unter Verstoß gegen die Minsker Vereinbarungen großkalibrige Waffen und Militärtechnik unmittelbar im Bereich der Kontaktlinie. In der 15-Kilometer-Zone befinden sich 67 Kampfpanzer, in der 25-Kilometer-Zone über 53 Artilleriesysteme und Artilleriewaffen auf Selbstfahrlafetten und in der 35-Kilometer-Zone 23 BM-21 „Grad“-Raketenwerfersysteme.

Der Vertreter der ukrainischen Militäraufklärung sagte ferner, dass die (pro-)russischen Militärverbände des 1. und 2.  Armeekorps ihre Luftaufklärung mit dem Einsatz von Drohnen aktiviert hätten. „Seit dem 28. März (Stand vom 08.04.2016, 12.00 Uhr) wurden elf Überflüge feindlicher Militärdrohnen gesichtet, deren Ziel die Aufklärung und Korrektur des feindlichen Artilleriefeuers war“, so Skibizkyj. Nach seinen Informationen wurde im Bereich der Ortschaft Luhanske eine russische Militärdrohne des Typs „Granat-1” abgeschossen. „Diese Drohne wird ausschließlich für den Bedarf der russischen Streitkräfte hergestellt und ist Teil des Drohnen-Komplexes mit der Bezeichnung „Nawodtschik-2““, fügte Skibizkyj hinzu.

Die ukrainische Militäraufklärung stellte fest, dass die besagte Drohne zur Ausstattung der 7. Sonderbrigade der Motschützen gehört, die im besetzten Debalzewe stationiert ist. Nach den Worten von Skibizkyj erteilte der Befehlshaber der Brigade, Oberst Alexander Buschujew, höchstpersönlich den Befehl zum Einsatz der Drohne, und zwar ohne Absprache mit dem Oberkommando. Den Verlust der Militärdrohne meldete er ebenfalls nicht dem Oberkommando. „Die Alleingänge des russischen Oberst führten zu einer Überprüfung seiner Tätigkeit in der Ostukraine. Neben dem Verlust der Militärdrohne wurde auch festgestellt, dass während der Truppenübungen Kampffahrzeuge geflutet wurden sowie Personen nicht in der Lage gewesen waren, ihnen anvertraute Truppenteile zu führen“, so Skibizkyj. Er sagte außerdem, dass die russische Armeeführung jetzt über eine Versetzung Buschujews nachdenke. Er könnte Kommandeur einer Infanterie-Einheit in der Region Transbaikalien, Russische Föderation, werden.

Den Bericht der ukrainischen Militäraufklärung können Sie sich unter folgendem Link anschauen.