Im Mai 2016 waren in der Ukraine mehr als 1,7 Millionen Binnenvertriebene registriert. Im Februar und März 2016 hat das Kiewer Internationale Institut für Soziologie eine Meinungsumfrage durchgeführt, um herauszufinden, welche Einstellung die ansässige Bevölkerung gegenüber Binnenvertriebenen hat und welche Vorurteile bestehen. Außerdem sollten mögliche Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen erkannt werden.
Kiew, 9. Juni 2016 – Eine große Mehrheit von 90 Prozent der Befragten hat gegenüber Binnenvertriebenen eine positive oder neutrale Einstellung. Eine genauso große Anzahl gab an, dass diese Menschen die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen haben sollten. 65 Prozent der Befragten sagten, ihre Meinung basiere auf der Berichterstattung der Medien. Diese Zahlen des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie gab der stellvertretende Minister für die vorübergehend besetzten Gebiete und Binnenvertriebene, Georgij Tuka, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center bekannt.
Die Bedeutung der Medien
“Die Medien sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein, die sie bei ihrer Berichterstattung haben”, betonte Tuka. Auch Marina Schpiker vom Kiewer Internationalen Institut für Soziologie verwies auf die Rolle der Medien. “Selbst die Menschen, die zu den Binnenvertriebenen persönlichen Kontakt haben, bilden sich ihre Meinung durch Medien. In Bezug auf Binnenvertriebene ist eine richtige Medienpolitik von sehr großer Bedeutung. Und eine richtige Berichterstattung über deren Probleme ist ein wichtiger Bestandteil der Integration in die Gesellschaft”, betonte sie.
Weitere Ergebnisse der Umfrage
Marina Schpiker sagte ferner, dass laut der Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie 70 Prozent der Ukrainer die Binnenflüchtlinge in ihrem Alltagsleben nicht wahrnehmen würden. Nur 25 Prozent der Befragten gaben an, in ihnen eine Konkurrenz zu sehen. So empfinden die Einwohner Kiews die Binnenvertriebenen als eine Konkurrenz auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie bei Kindergartenplätzen. 81 Prozent der Menschen, die an Orten leben, wo sich besonders viele Binnenvertriebene befinden, gaben an, dass es mit ihnen keine Konflikte gebe. 64 Prozent sagten, überhaupt keine Auswirkungen zu spüren. Allerdings meinen 18 Prozent, dass durch die Binnenvertriebenen die Kriminalität zugenommen hat.
Verständnis für Binnenvertriebene
Wadym Tschernysch, Minister für die vorübergehend besetzten Gebieten und Binnenvertriebene, sagte während der Pressekonferenz, man müsse schauen, wie die Menschen auf die Ankunft von Binnenvertriebenen reagierten und wie man deren Probleme löse. “Manche Dinge sind nicht materieller Natur. Ein Teil der Menschen ist beispielsweise gleichgültig. Es interessiert sie nicht, oder sie wollen es nicht verstehen, warum all dies geschieht”, so der Minister. Er betonte, dass eine positive Einstellung gegenüber den Binnenvertriebenen ein starkes Signal an die Menschen sei, die in den vorübergehend besetzten Gebieten im Osten der Ukraine leben würden.
Pablo Mateo, Leiter des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in der Ukraine, sagte, dass seine Organisation eine Reihe von Treffen mit Binnenvertriebenen durchgeführt und dabei Informationen über ihre Probleme und Bedürfnisse erhalten habe. “Man muss nicht nur die Binnenvertriebenen unterstützen, sondern auch die Menschen ermuntern, ihnen gegenüber eine wohlwollende Haltung einzunehmen”, unterstrich er.