Am 1. September begann in allen Schulen im Gebiet von Luhansk das neue Schuljahr

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Ab 1. September sollen die Ukrainische Armee und die Milizen der selbsternannten „Volksrepubliken“ den Waffenstillstand einhalten, damit die Kinder das neue Schuljahr beginnen können. Wie startete das neue Schuljahr in den Bildungseinrichtungen?

Kiew, 6. September 2016 – Am 1. September begann in allen Schulen im Gebiet von Luhansk das neue Schuljahr. Dort gibt es 299 allgemeinbildende Schulen, in denen 52.373 Kinder lernen. 30 Schulen befinden sich in der Nähe der Kontaktlinie – in den Bezirken von Popasnjansk, in Stanitschno-Lugansk und Nowoajdar, wo 5.737 Kinder zur Schule gehen.

„All diese Kinder sind an dem Tag zur Schule gegangen. Ich kann sagen, dass viele Menschen in diesen Bezirken in ihre Häuser zurückkehrten und dass es mehr Kinder waren“, berichtete Olha Lischyk, die stellvertretende Vorsitzende der Kriegszivilverwaltung im Gebiet von Luhansk, die für den sozialen und humanitären Bereich zuständig ist, während einer Skype-Schaltung im Rahmen des Projekts „Sprecher des friedlichen Lebens“, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird. Sie ergänzte, dass es derzeit zirka 7.000 Binnenflüchtlingskinder im Gebiet von Luhansk gibt. Sie wurden in Kindergärten und Schulen untergebracht.

Eltern sorgen sich um eine mögliche Eskalation

Olha Lischyk berichtete außerdem, dass sich die Pädagogen wegen der wiederaufflammenden Kampfhandlungen kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs ernsthaft Sorgen machten, besonders wegen des Beschusses von Stschastja. Sie appellierte an die Gebietsleitung, den Waffenstillstand zum Schulbeginn einzuhalten.

„Uns war vor allem die Sicherheit sehr wichtig. Wir haben verstanden, dass die Kinder unter außerordentlichen Bedingungen zur Schule gehen“, betonte sie.

Am 1. September wurde der Waffenstillstand tatsächlich eingehalten, weil alle Schulen ihre Arbeit aufnahmen.

Sicherheitstrainings für Lehrer

Sie ergänzte, dass die Pädagogen Rücksicht auf die Besonderheiten in dem Gebiet nehmen. Bereits im Sommer wurden dort mit Hilfe internationaler Organisationen Sicherheitstrainings für Lehrer durchgeführt. Was sie lernten, wird Unterrichtsgegenstand an den Schulen.

„An jeder Schule gibt es einen Polizisten“, sagte sie. Außerdem wurden Notfallpläne ausgearbeitet, wenn etwas passieren sollte.

Die Anzahl der ukrainischen Klassen wurde wegen des Interesses von Eltern größer

Olha Lischyk berichtete, dass es heute im gesamten Gebiet von Luhansk die Möglichkeit gibt, auf ukrainisch zu lernen.

„In drei Städten, in Lysytschansk, Sewerodonezk und Rubischne, findet der Unterricht jeweils zur Hälfte in russisch und ukrainisch statt. Dabei wandten sich bereits viele Eltern an uns, damit ihre Kinder in ukrainischen Klassen lernen“, sagte Olha Lischyk.

Im Bezirk von Nowoajdar entschied der Bürgerrat, sowie die Behörden und Lehrer, die Anzahl der ukrainischen Klassen zu erhöhen – an Schulen, an denen jeweils zur Hälfte in russisch und ukrainisch unterrichtet wurde, wird jetzt nur in ukrainisch unterrichtet; und an Schulen mit nur russisch wird nun jeweils zur Hälfte in russisch und ukrainisch unterrichtet. Aber in diesen Bezirken gibt es Probleme, da entsprechende Lehrbücher fehlen. Allerdings reagierte das Bildungsministerium bereits darauf und wird bald alle notwendigen Lehrbücher zusammenstellen.

Aufgabe der Hochschulen: wie man die Jugend dazu motiviert, nicht in andere Regionen umzuziehen

24 Berufsschulen, sowie zwei Hochschulen (die nationale Landwirtschaftshochschule und das Luhansker Institut des Innenministeriums) nahmen ebenfalls ihre Arbeit auf. Beide Universitäten wurden zu Beginn der Kampfhandlungen in andere Gebiete der Ukraine verlegt. Zwischenzeitlich gab es Verhandlungen zwischen dem Bildungsministerium und den Rektoren über die Rückkehr der Hochschulen.

„Für uns ist dies sehr wichtig, denn durch qualifizierte jugendliche Fachkräfte kann garantiert werden, dass sich die Region stabil entwickelt“, sagte Olha Lischyk.

Sie ergänzte, dass sich in diesem Jahr 5.839 Studenten an Hochschulen einschrieben – um ein vielfaches mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig verloren diese Einrichtungen wegen eines neuen Verteilungssystems die Hälfte ihrer Etatstellen. Deshalb wandte sich die Luhansker Verwaltung an das Bildungsministerium, sowie an den Ausschuss der Werchowna Rada zu Bildungsfragen, und bat darum, diesen Mechanismus wieder zu ändern, da die Gebiete von Luhansk und Donezk durch dieses System das gesamte Potential verlieren könnten, wenn die Jugendliche in andere Regionen umziehen, um dort zu lernen und zu bleiben“, erklärte Olha Lischyk.

Gründung neuer Schultypen im Land

Die stellvertretende Vorsitzende der Kriegszivilverwaltung im Gebiet von Luhansk berichtete auch, dass in dem Gebiet die ersten sechs vereinten Gesamtschulen gegründet wurden. Wegen Problemen mit qualifiziertem Lehrpersonal und einer unzureichenden Finanzierung der Schulen aufgrund der geringen Schülerzahl, wurde entschieden, Gemeinden zu vereinen und eine Schule für mehrere Dörfer zu eröffnen. Die Schüler werden mit Bussen aus den benachbarten Dörfern eingesammelt und wieder nach Hause gebracht. Bisher wurden die Ausschreibungen zum Kauf von 14 Bussen bereits abgeschlossen und im September werden sie an die Schulen übergeben. Außerdem wurden für naturwissenschaftliche Fächer Ausrüstungen gekauft, sowie die Budgetplanung zur Einführung von energiesparenden Technologien an diesen Schulen erstellt.

„Die Dorfgemeinden haben allerdings einige Bedenken, da sie nicht ganz verstehen, wie dieser Prozess abläuft (müssen die Kinder wie früher täglich mehrere Kilometer zu Fuß gehen, um zur Schule und zum Unterricht zu kommen?)“, erklärte Olha Lischyk.