Tag 13 des Krieges: Russlands Offensive stockt, 78 Prozent der Ukrainer glauben an Sieg, Selenskyj zitiert Churchill

Russland greift weiterhin Zivilisten an. Die russische Armee hat am 8. März erneut die Stadt Sumy bombardiert. 500-Kilogramm-Bomben wurden auf Wohnhäuser abgeworfen. Nach Angaben der regionalen Staatsanwaltschaft wurden durch den Luftangriff 21 Personen getötet, darunter zwei Kinder.

Militärexperte: Russlands Offensive ist ins Stocken geraten. Der österreichische Militärexperte Tom Cooper gibt eine optimistische Einschätzung der militärischen Lage ab. Er ist überzeugt, dass wenn das Kommando der russischen Armee keine zusätzliche Division irgendwo aus der Luft holt und keine der größeren ukrainischen Einheiten an irgendeiner der Fronten besiegt, dann werden die Russen aus diesem Krieg keine militärischen Errungenschaften ziehen können. Zuvor hatte er geschrieben, der russischen Armee sei es bisher nicht gelungen, auch nur einen ukrainischen Verband zu besiegen. Alle russischen Kräfte seien im Kampf. “Es gibt keine Reserven mehr. Außerdem haben die ukrainischen Streitkräfte den Vorteil, im eigenen Lande zu sein und viel kürzere Versorgungswege zu haben. Und die Russen müssen sich im Kreis drehen auf unzureichenden Straßen, die zudem hauptsächlich von Ost nach West und nicht von Nord nach Süd führen”, so der Experte.

Er meint: Wenn das Kommando des Westbezirks der russischen Armee die Ordnung in der 41. Armee wiederherstellt – sie war in der Nähe von Charkiw zweimal angegriffen und zusammengestampft worden, dann könnte dies einige Kräfte freisetzen, was aber Tage dauern werde. Sie könnten die Schwerpunkte des ukrainischen Widerstands hinter sich lassen, was aber riskant sei, und dann alternative Routen skizzieren, um an die östlichen Außenbezirke von Kyjiw heranzukommen. Aber dort gebe es eine sehr gute Verteidigung. “Und was dann weiter?”, fragt der Experte.

Umfrage: 78 % der Ukrainer glauben an einen Sieg. Damit geht eine große Mehrheit der Ukrainer von einem Sieg in dem vom Kreml-Regime begonnenen Krieg Russlands gegen die Ukraine aus. 19,5 % glauben nicht an einen Sieg und 2,7 % haben keine Antwort auf diese Frage. Das belegt eine Studie des Institute of Cognitive Modeling, des Center for Social Monitoring und des First Rating System.

Die Umfrage ergab ferner, dass das Vertrauen in Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich gewachsen ist: 75,1 % der Ukrainer vertrauen ihm, 16,6 % vertrauen ihm nicht und 8,4 % können keine Antwort geben. Die Unterstützung für das Vorgehen des Präsidenten liegt bei fast 80 %. Darüber hinaus hat die Mehrheit der Befragten (75,3%) in der letzten Woche den Streitkräften, der Territorialverteidigung oder Freiwilligen geholfen.

Selenskyj zitiert Churchill. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am 8. März eine Videoansprache an das britische Unterhaus gehalten, in der er Premierminister Sir Winston Churchill und aus William Shakespeares Hamlet zitierte.

“Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, und wir wollten diesen Krieg nicht. Aber wir wollen nicht das verlieren, was uns gehört: unsere Unabhängigkeit und unsere Ukraine. So wie Sie einst Ihr Land nicht verlieren wollten, als die Nazis versuchten, es zu erobern”, sagte Selenskyj.

Er fügte hinzu: “13 Tage Kampf. Am ersten Tag um 4 Uhr morgens wurden wir von Raketen angegriffen. Alle waren aufgewacht, Erwachsene und Kinder, die ganze Ukraine. Seitdem schlafen wir nicht mehr, wir alle kämpfen zusammen mit unserer Armee für unser Land. Mehr als 50 Kinder starben in 13 Tagen der Kämpfe. Diese Kinder hätten leben können, aber die Angreifer nahmen ihnen das Leben. Wir sind ein Land, das seine Bevölkerung rettet, ungeachtet dessen, dass wir gegen eine der größten Armeen der Welt kämpfen.”

Weite sagte der ukrainische Präsident in seiner Rede: “Sein oder Nichtsein? Sie kennen diese Shakespeare-Frage gut. Vor 13 Tagen hätte diese Frage zur Ukraine noch gestellt werden können. Aber jetzt nicht mehr. Es ist klar, dass es ums ‘Sein’ geht – um frei zu sein.”

Dann betonte Selenskyj, die Ukraine werde sich niemals ergeben und nicht verlieren, und sagte in Anlehnung an Sir Winston Churchill: “Wir werden bis zum Ende gehen. Wir werden auf See kämpfen, wir werden in der Luft kämpfen, wir werden unser Land verteidigen, was immer es kosten mag. Wir werden in Wäldern, Feldern, an den Küsten, in Städten und Dörfern, auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen.” Schließlich fügte Selenskyj hinzu: “Wir werden auf den Hügeln an den Ufern der Flüsse Kalmius und Dnipro kämpfen!”