Russische Armee stoppt Vormarsch am Boden. Heute hat der ukrainische General Oleksandr Hrusewytsch mitgeteilt, die Streitkräfte der Ukraine hätten die Russen im Westen 70 Kilometer von Kyjiw zurückgedrängt und damit Artilleriebeschuss unmöglich gemacht. Der Feind könne Kyjiw jetzt nur noch mit Raketen erreichen. Im Osten habe es einen leichten Vormarsch der Besatzer gegeben, der aber gestoppt werden konnte. Zudem wurden über 100 Mann und 35 Sabotage-Trupps liquidiert.
Der österreichische Militärexperte Tom Cooper, kommt in seinem Bericht auf Facebook zum Ergebnis, dass die russische Armee große Probleme in der Ukraine hat. An den meisten Fronten komme die russische Armee nicht voran, und im Süden gehe die ukrainische Armee zum Gegenangriff über. Insgesamt sei, so der Experte, gestern an den Fronten in der Ukraine wenig passiert. Im Raum Kyjiw habe es sporadische Artillerie- oder Raketenangriffe gegeben. Südöstlich von Charkiw habe die ukrainische Armee vor zwei oder drei Tagen den südlichen Teil von Isjum zurückerobert. Gestern habe die russische 144. motorisierte Schützendivision versucht, das Gebiet zurückzuerobern, sei aber in einen Hinterhalt geraten und habe viel an Ausrüstung verloren. In der Nähe von Luhansk seien die Russen bis an Rubischne vorgedrungen und nicht weiter als die nördlichen Außenbezirke der Stadt gekommen. Für eine ernsthafte Offensive reichen dem Experten zufolge ihre Kräfte nicht aus. Aus den gleichen Gründen sei auch der Versuch der Russen gescheitert, Sewerodonezk und Popasna anzugreifen.
Im westlichen Teil des zentralen Bezirks von Mariupol gehen nach Angben von Cooper die heftigen Straßenkämpfe weiter. Im Osten der Stadt habe die russische 150. motorisierte Schützendivision enorme Verluste erlitten und ihre Offensive entlang der Fernstraße M14 sei zwischen dem Kalmius-Bezirk im Norden und dem Linsufrigen-Bezirk im Süden gestoppt worden. Vor zwei Tagen griffen dem Experten zufolge die russische 810. Marinebrigade und separatistische Einheiten aus dem Westen der Stadt in Richtung Freiheitsplatz an, wurden jedoch vernichtet, wobei ein Kommandeur getötet wurde. Die Stadt werde aber weiterhin massenhaft bombardiert und mit Artillerie beschossen.
Am rechten Ufer des Dnjepr bei Mykolajiw hat sich die russische 58. Armee seit zwei Tagen vollständig nach Cherson zurückgezogen. Da die Ukrainer erkannt hätten, dass die Russen keine Truppen für eine Landung in Odessa haben, hätten sie die 28. mechanisierte Brigade eingesetzt und den Ort Posad-Pokrowske an der Fernstraße M14 befreit, was etwa 40 Kilometer von Cherson entfernt ist.
Putin könnte dem Westen mit Atomwaffen drohen. Der russische Präsident Wladimir Putin könnte nach Angaben des Pentagon mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen den Westen drohen, sollte der Widerstand der Ukraine gegen den Krieg anhalten. Das erklärte nach Angaben von Bloomberg Scott David Berrier, Generalleutnant der US-Armee und Direktor der Defense Intelligence Agency. Die Kombination aus ukrainischem Widerstand und Wirtschaftssanktionen werde Russlands Fähigkeit schaden, moderne hochpräzise Munition herzustellen, so Berrier bei einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus-Ausschuss für Streitkräfte.
Der Geheimdienstbericht bestand aus 67 Seiten. Darin heißt es, ein langwieriger Krieg werde Russlands modernisiertes Waffenarsenal reduzieren, und die Wirtschaftssanktionen würden Russland wahrscheinlich in eine langwierige wirtschaftliche Depression und diplomatische Isolation stürzen.
Terror gegen Zivilisten geht weiter. In Tschernihiw wurde ein Amerikaner, der sich mit seiner kranken ukrainischen Frau in der Stadt aufhielt, während des Beschusses durch die Russen getötet, während er in einer Schlange für Brot anstand. Der Amerikaner unterrichtete Englisch an einer Schulen in Tschernihiw. Heute wurde auch bekannt, dass in der Region Kyjiw während der Evakuierung von Menschen, Zivilisten von russischen Panzern beschossen wurden, wobei zwei Polizisten getötet wurden. Die Russen gruppieren in Wahrheit unter dem Deckmantel eines “humanitären Korridors” ihre Streitkräfte und Ausrüstung nur um. Alle Rettungsaktionen in der Region Kyjiw mussten unter feindlichem Beschuss durchgeführt werden.
Podcast Ukraine Explained: Ukrainische Identität
Wer sind die Ukrainer? Was ist ihre Identität? Was ist ihre politische Kultur? Wie unterscheiden sie sich von den Russen? Was ist ukrainische politische Tradition? Moderatoren: Volodymyr Yermolenko, Analytics Director bei Internews Ukraine, und Tetyana Ogarkova, zuständig für Internationale Angelegenheiten beim Ukraine Crisis Media Center. Podcast: Ukrainian identity, explained
Ukraine on Fire: Schaffen internationale Organisationen genug?
Seit der Besetzung des Donbass im Jahr 2014 waren zahlreiche internationale Organisationen in der Ukraine tätig. Ihre Aufgabe war es, zur Linderung der humanitären Krise beizutragen und den Dialog zwischen der ukrainischen und der russischen Seite zu fördern. Die Sonderbeobachtermission der OSZE und das Rote Kreuz waren wichtige Akteure. Wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die OSZE-Mission ihre Arbeit in der Ukraine eingestellt und das Land verlassen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz informiert wiederholt die ukrainischen Kollegen nicht rechtzeitig über die humanitären Korridore. Die diplomatische Unterstützung der UN führt nicht zu sofortiger Hilfe vor Ort. Institutionen der internationalen Justiz haben auf Appelle der Ukraine am meisten reagiert, aber ihre Entscheidungen werden wenig Einfluss auf die Schwere der russischen Aggression heute haben.
Do international organizations accomplish enough?
Teilnehmer:
Kateryna Busol, Ukrainische internationale Anwältin, Dozentin an der Kyjiwer Mohyla-Universität
Oleksandra Matwijtschuk, Menschenrechtsaktivistin, Leiterin des Center for Civil Liberties
Oksana Alieva, Programmkoordinatorin Klima- und Energiepolitik im Regionalbüro Ukraine der Heinrich-Böll-Stiftung
Jurij Kostenko, ukrainischer Minister für Umweltschutz 1992-1998
Ihor Burakowskyj, Professor, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Wirtschaftsforschung und Politikberatung
Witalij Sahajnyj, stellvertretender Leiter der Staatlichen Verwaltung der Region Lwiw
Andreas Umland, Experte des Stockholm Centre for Eastern European Studies at the Swedish Institute of International Affairs