Tag 42 des Krieges: Russland setzt in Mariupol mobile Krematorien ein, neue Sanktionen des Westens gegen Russland und was Putin eigentlich will

Mobile Krematorien in Mariupol. Nachdem das von der russischen Armee im ukrainischen Butscha verübte Massaker an Zivilisten weltweit für Aufsehen gesorgt hat, hat Russland damit begonnen, mobile Krematorien in Mariupol einzusetzen, um Leichen von Opfern der russischen Invasion zu verbrennen. Dies teilt der Stadtrat von Mariupol mit. 

“Angesichts der Größe der Stadt, der katastrophalen Zerstörung, der Dauer der Blockade und des erbitterten Widerstands kann es Zehntausende Opfer unter den Zivilisten in Mariupol geben. Deshalb beeilt sich Russland nicht, einer türkischen Mission und anderen Initiativen zur Rettung von Menschen und einer vollständigen Evakuierung von Mariupol grünes Licht zu geben”, so der Stadtrat.

Ihm zufolge soll an der Verbrennung von Leichen eine Brigade beteiligt sein, die aus Bewohnern der Stadt und Vertretern der sogenannten “Volksrepublik Donezk” besteht.

Stiftung “Come Back Alive” hilft ukrainischen Soldaten in Mariupol. Die ukrainische Stiftung teilt mit, es sei ihr gelungen, Wärmebildkameras, Quadcopter und Powerbanks an ukrainische Soldaten zu übergeben. “Wir glauben, dass die Stadt und ihre Menschen siegen und den Besatzern zeigen werden, welch Wut die Ukrainer haben können. Mariupol, all diejenigen, die die Stadt verteidigen, die ganze Ukraine ist mit euch! Ihr seid unsere Helden”, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.

Neue Sanktionen der westlichen Partner der Ukraine. Zehn neue Schläge gegen Russlands Wirtschaft, Finanzsystem, Handel und die Reste des russischen Einflusses im Ausland innerhalb von nur drei Tagen:

Die USA, Großbritannien, die EU und die G7 haben alle neuen Investitionen in Russland vollständig verboten. Sie haben auch neue Sanktionen gegen die größten russischen Banken verhängt – gegen die Alfa-Bank und Sberbank. Insgesamt haben die USA schon zwei Drittel des russischen Bankensektors blockiert. Die neuen Sanktionen richten sich außerdem gegen Putins Töchter, gegen Lawrows Tochter und Frau, gegen Mischustin, Medwedew und eine Reihe von Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates.

Großbritannien hat das Vermögen der Moskauer Kreditbank eingefroren und Sanktionen gegen die Oligarchen Rotenberg und Michelson verhängt. 

18 Länder der EU (Polen, Rumänien, Slowenien, Griechenland, Portugal, Estland, Lettland, Tschechien, Niederlande, Belgien, Irland, Mazedonien, Luxemburg, Italien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Dänemark) haben zusammen 318 (!) russische Diplomaten ausgewiesen.

Die Niederlande haben 14 Jachten russischer Staatsbürger festgesetzt und Dänemark hat das Vermögen russischer Bürger in Höhe von 11,8 Millionen Dollar eingefroren.

Die USA haben ferner dafür gesorgt, dass Russland keine Schulden von gesperrten Konten bei amerikanischen Banken aus bedienen kann. Damit war heute Russland zum ersten Mal nicht in der Lage, Zahlungen in Fremdwährung zu leisten. Moskau steuert so auf eine Zahlungsunfähigkeit hin. Die USA wenden auch eine vollständige Blockade gegen eine Reihe der größten staatlichen Unternehmen in Russland an, deren Liste morgen veröffentlicht werden soll. Es soll sich um harte Maßnahmen handeln.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte über die neuen Sanktionen: “Gemeinsam mit unseren Freunden ist es gelungen, den Entwurf des fünften EU-Sanktionspakets viel stärker als geplant zu machen: ein Verbot russischer Kohleimporte im Wert von vier Milliarden Euro pro Jahr; ein vollständiges Transaktionsverbot für vier russische Banken, darunter VTB (23 % des Bankensektors); ein Verbot des Zugangs russischer Schiffe zu EU-Häfen; ein Verbot von russischen und belarussischen Spediteuren, was die Anschaffung wichtiger Güter für die russische Industrie stark einschränkt; ein gezieltes Exportverbot für Waren im Wert von zehn Milliarden Euro in sensiblen Bereichen wie Quantencomputer und Halbleiter, im Maschinenbau und in der Transportausrüstung.”

Kuleba dankte den Partnern für diese Entscheidungen und fügte hinzu: “Aber um neue Massaker wie in Butscha und neues Leid zu verhindern, dürfen wir jetzt nicht aufhören. Große diplomatische Schlachten dauern noch an, darunter der Kampf für ein vollständiges Öl-, Gas- und Kohle-Embargo.” Der ukrainische Außenminister fordert zudem eine Schließung der Häfen in aller Welt für alle russischen Schiffe und Waren und einen SWIFT-Ausschluss aller russischen Banken.

Ukraine in Flames: Was will Russland wirklich?

Die Welt sieht die Gräueltaten und die Kriegsverbrechen der russischen Armee in der Ukraine, aber gleichzeitig auch den Willen der Ukrainer zum Sieg und Frieden. Zu Beginn der Invasion der Ukraine sagte Putin, das Ziel der sogenannten “militärischen Spezialoperation” sei die “Denationalisierung”, “Entmilitarisierung” und “Neutralisierung” der Ukraine. Er hoffte auf einen Blitzkrieg, der es ermöglichen würde, die Ukraine in wenigen Tagen zu besetzen. Die Rhetorik des Kreml hat sich jedoch nach einer Reihe von Niederlagen in der Ukraine geändert. Jetzt steht die “Befreiung des Donbass” im Mittelpunkt. Aber was ist mit der “Entnazifizierung”? Was will Putin wirklich in der Ukraine?

Video: War in Ukraine: what does Russia really want?

Teilnehmer:

Witalij Portnikow, ukrainischer Journalist und Publizist

Iwanna Klympusch-Zinzadse, Abgeordnete des Parlaments der Ukraine

Maksym Wichrow, Journalist, Herausgeber der Zeitschrift “Ukrainische Woche”

Oleksandr Kodola, Bürgermeister von Nischyn, Gebiet Tschernihiw

Jurij Bowa, Bürgermeister von Trostjanez, Region Sumy