Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, das Verteidigungsministerium sei bereit, Mariupol mit militärischen Mitteln von der Blockade zu befreien. Selenskyj stellte fest, dass für eine militärische Lösung und Befreiung der besetzten Orte in der Ukraine die Hilfe westlicher Partner nötig sei. Das erklärte das Staatsoberhaupt bei einem gemeinsamen Briefing mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez und der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Donnerstag, den 21. April.
“Es gibt einen militärischen Weg. Wir müssen uns darauf vorbereiten, und wir bereiten uns darauf vor stark zu sein, und wir brauchen die Hilfe unserer Partner. Es ist schwierig für uns allein”, sagte Selenskyj. Der zweite Weg, so Selenskyj, sei der diplomatische und humanitäre, der schnell umgesetzt werden könnte. Aber bisher sei noch keine Einigung erzielt worden.
Heute früh wurde bekannt, dass sich die russische Armee gegen eine Erstürmung des Asow-Stahlwerks in Mariupol entschlossen hat, wo sich das ukrainische Militär befindet. Die Russen wollen jetzt zur Taktik der Belagerung des Werks übergehen.
In der Region Cherson haben die Besatzer eine “Mobilmachung” angekündigt und bereiten ein “Referendum” vor. In der besetzten Region Cherson haben die Russen eine “Mobilmachung” unter der männlichen Bevölkerung angekündigt. Dies geht aus einem Bericht des ukrainischen Generalstabs hervor. Zudem ist nach den vorliegenden Informationen für den 1. Mai ein sogenanntes “Referendum” im dem von den Russen besetzten Teil der Region Cherson geplant. Und in der Zeit vom 2. bis 10. Mai soll auch noch eine “Volkszählung” stattfinden. Einheimischen ist es untersagt, sich zwischen Ortschaften zu bewegen.
Es wurde auch bekannt, dass am 21. April der humanitäre Korridor aus der Region Cherson nicht funktioniert hat, da die Russen den Bussen nicht erlaubten, Menschen herauszubringen. Außerdem dauerte der Beschuss an. Die Besatzer nahmen ferner den Koordinator der Evakuierungs-Kolonne fest. Das erklärte auf Facebook der Bürgermeister von Krywyj Rih, Oleksandr Wilkul. Ihm zufolge laufen nun Verhandlungen über seine Freilassung. Laut Wilkul mussten alle Fahrzeuge wieder umkehren.
Neues Babyn Yar: In Mangusch haben die Russen vermutlich bis zu 9000 Einwohner von Mariupol begraben. Satellitenbilder zeigen ein Massengrab im von den Russen besetzten Dorf Mangusch, das rund 20 Kilometer von Mariupol entfernt liegt. Dies teilte der Stadtrat von Mariupol auf Telegram mit. Die Zahl der Toten ergibt sich aus einem Vergleich mit Satellitenfotos eines Massengrabs in Butscha bei Kyjiw, wo 70 Menschen gefunden wurden. Auf Maxar-Fotos vom 9. April ist zu sehen, dass das Grab in Mangusch 20 Mal größer ist. Die Besatzer hatten in der Nähe von Mariupol Schützengräben ausgehoben und diese im April jeden Tag mit Leichen gefüllt. Quellen des Stadtrats von Mariupol berichten, dass in solchen Gräbern die Leichen in mehreren Schichten aufeinander liegen.
Nach vorsichtigen Schätzungen beläuft sich die Gesamtzahl der von der russischen Armee in Mariupol getöteten Personen auf 22.000. Bürgermeister Wadym Bojtschenko erklärte: “In Mariupol wurde das größte Kriegsverbrechen des 21. Jahrhunderts begangen. Dies ist ein neue Babyn Jar. Einst tötete Hitler Juden, Roma und Slawen. Und jetzt tötet Putin Ukrainer. Er hat bereits Zehntausende Zivilisten in Mariupol getötet. Und dies erfordert eine starke Reaktion der gesamten zivilisierten Welt. Man muss egal wie den Völkermord stoppen.”
Ukraine in Flames: Warum eine “Friedenserzwingung” zwischen Ukrainern und Russen nicht funktioniert
Die Idee einer unabhängigen und demokratischen Ukraine ist für Russland abstoßend. Allein die Existenz der Ukraine macht die meisten geopolitischen Wahnvorstellungen des Kremls unmöglich. Ein Nachbar, der sein politisches System auf europäischen Werten aufbaut und sich in die Europäische Union und die NATO integriert, bedroht Putins Vision eines modernisierten russischen Imperiums existenziell. Eine siegreiche Wiederherstellung der “historischen” russischen Welt ist sein größter Traum und der einzige Grund für den achtjährigen Krieg gegen die Ukraine. Es stellt sich die Frage: Ist ein Friedensprozess zwischen Russland und der Ukraine überhaupt möglich? Kann die Welt Russland zum Frieden zwingen?
Video: Why “peace enforcement” between Ukrainians and Russians doesn’t work?
Teilnehmer:
Wadym Karpjak, Journalist und Fernsehmoderator
Halyna Herasym, Forscherin am Ukrainischen Zentrum für Rechts- und Kriminalitätsstudien
Andrij Kowaljow, Politikwissenschaftler, Historiker, Journalist