Auf der Krim gibt es nach eineinhalb Jahren um ein Drittel weniger Cafes und Restaurants – Taras Beresowez

WATCH IN ENGLISH

Kiew, 29. Oktober 2015 – Von 6.500 Gastronomieeinrichtungen, die vor der Annexion offiziell auf der Krim registriert waren, gibt es noch 4.500, womit sich deren Zahl um ein Drittel verringerte. Darüber berichtete Taras Beresowez, Ideengeber des Projekts „Free Crimea“, während einer Diskussion, die im Rahmen der Partnerschaft mit „Free Crimea“ und dem Ukrainischen Crisis Media Center organisiert wurde.

„Wir sprechen nur über die registrierten, da ein Teil der Cafes nicht registriert war“, ergänzte er, womit sich nach Informationen von Jewgenij Schiglow, dem Vorsitzenden des Gastronomieverbands auf der Krim, die reale Zahl der Gastronomieeinrichtungen ungefähr halbierte.

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass viel mehr Cafes und Restaurants ihre Tätigkeit einstellten als die in der Statistik erwähnten 2.000 Einrichtungen. Laut der offiziellen Statistik eröffneten 2014 auf der Krim 10 Gastronomieeinrichtungen pro Monat (zum Vergleich: in Kiew sind es 30)“, sagte Roman Ostaptschuk, Experte des Projekts „Free Crimea“. „Viele von ihnen waren gezwungen, nach nur einer Saison wieder zu schließen, da es wirtschaftlich verlustbringend war, weiterzuarbeiten.“

Der Rückgang der Gastronomieeinrichtungen hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass zirka 70 Prozent der Angestellten in diesen Einrichtungen Ukrainer vom Festland der Ukraine waren, die während der Saison zum Arbeiten auf die Krim kamen.

„Die Krimbewohner weigerten sich ihrerseits, zu solchen Löhnen so viel zu arbeiten; andererseits gab es kein Ausbildungssystem für solche Spezialisten. […] Dies gilt bis heute: ein bedeutender Teil der Gastronomie-, Restaurant- und Hotelmitarbeiter sind immer noch Ukrainer – hauptsächlich junge Leute bis zu 30 Jahren“, erklärte Taras Beresowez.

Da sich Ukrainer zum Erhalt einer Arbeitserlaubnis nach der Krim-Annexion an den Föderalen Migrationsdienst [von Russland] wenden müssen, verringerte sich die Anzahl jener, die dort arbeiten wollten und entsprechend fehlt es einigen Einrichtungen an Personal.

Wie Taras Beresowez anmerkte, wandte sich Sergej Aksjonow [Anm.: Präsident der Republik Krim] in diesem Zusammenhang sogar mit einer Bitte an die Föderale Regierung, damit die Prozedur zur Erteilung einer Arbeitserlaubnis für ukrainische Staatsbürger vereinfacht wird.

Ein weiteres Problem der Gastronomie auf der Krim ist der durch Sanktionen verursachte Mangel an Nahrungsmitteln. „Ein bedeutender Anteil der Restaurants mit europäischer Küche, insbesondere italienischer und französischer, war gezwungen, zu schließen, da es Lieferengpässe bei Käse, Pasten und Soßen gab“, erklärte Taras Beresowez.

Außerdem verteuerten sich im Vergleich zur Ukraine und der Russischen Föderation auf der Halbinsel die Nahrungsmittel: laut offiziellen Statistiken der selbsternannten Regierung auf der Krim, so Taras Beresowez, stiegen die Preise seit Beginn der Zivilblockade um 20-30 Prozent.

„Trotz der Krimblockade bleibt der Kontinentalteil der Ukraine der größte Warenexporteur für die Krim. Aber diese Waren kommen auf „Umwegen“ – über Russland – auf die Halbinsel. In diesem Zusammenhang verteuern sich die Waren noch mehr“, erklärte Roman Ostaptschuk. „Die Preise für Fisch sind auch gestiegen, da bei weitem nicht alle Besitzer von Fischfangschiffen ihr Geschäft umregistrieren und die Anforderungen der russischen Gesetzgebung erfüllen konnten. Unter Berücksichtigung all dieser Gründe, kostet ein Mittagessen im Cafe in Hryvna umgerechnet zum Gewerbekurs mit Stand von Oktober pro Person 113-188 Hryvna; ein Mittagessen im Restaurant 338-586 Hryvna; und ein Abendessen im Restaurant, inklusive alkoholischen Getränken, kostet zwischen 600 und über 1.000 Hryvna.“

Unter Berücksichtigung dessen, dass russische Touristen, die auf die Krim reisen, hauptsächlich in Sanatorien speisen, wo sie leben, und dass die Registrierungsprozedur für Restaurantbetreiber relativ kompliziert ist, aber die Auslastung der Restaurants durchschnittlich nur 20 Prozent beträgt, prognostizieren die Experten einen weiteren Rückgang bei der Anzahl von Gastronomieeinrichtungen.