An diesem Wochenende startet das ukrainisch-deutsche Sprachenjahr, das dem 25. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern gewidmet ist. Eröffnet wird das Sprachenjahr mit einem Straßenfestival in Kiew. Geplant sind aber viele weitere interessante Veranstaltungen.
Das ukrainisch-deutsche Sprachenjahr wurde 2016 von den Außenministern der Ukraine und Deutschlands, Pawlo Klimkin und damals noch Frank-Walter Steinmeier, dem heutigen deutschen Bundespräsidenten, beschlossen. “Von deutscher Seite steht dahinter das Interesse, die Bildungskooperation zu verstärken und natürlich die große Nachfrage nach Deutsch in der Ukraine weiter zu unterstützen. Auf ukrainischer Seite besteht ein Interesse, in Deutschland überhaupt für die ukrainische Sprache und für die Ukraine mehr Werbung zu machen”, sagte bei einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center Beate Köhler, Leiterin des Goethe-Instituts in der Ukraine.
Ihr zufolge steht die Ukraine weltweit an fünfter Stelle, was die Zahl der Deutschlerner angeht. “Das heißt, wir haben hier eigentlich eine gute Position mit Deutsch als Fremdsprache, eine sehr hohe Nachfrage im weltweiten Vergleich”, betonte sie und fügte hinzu, dass es in Europa insgesamt 9,4 Millionen Deutschlerner gebe, davon in der Ukraine ungefähr 635.000. Somit stehe in Europa die Ukraine ganz vorne, wenn es um das Interesse an Deutsch als Fremdsprache gehe. Gerade daraus ergebe sich, so Köhler, auch das Motto des Sprachenjahrs: “Mach den nächsten Schritt“. Denn viele in der Ukraine hätten schon den ersten Schritt gemacht und Interesse an Deutsch gezeigt.
Wer sind die Partner?
Die Partner des Sprachenjahrs in der Ukraine sind die Deutsche Botschaft in Kiew, das Auswärtige Amt in Berlin und dann als Hauptorganisator das Goethe-Institut. Nicht zu vergessen sind auch der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Zentralstelle für deutsches Auslandsschulwesen.
“Wir haben auch eine ganze Menge ukrainischer Partner bei etlichen Veranstaltungen – das Bildungsministerium, Kulturministerium und natürlich das Außenministerium als wichtigsten Partner”, unterstrich Köhler. In diesem Zusammenhang sagte sie: “Wir versuchen immer wieder mit der Ukraine einen Dialog zu führen und nicht nur eine Werbeveranstaltung für Deutschland und Deutsch zu machen.”
Die Ziele des Sprachenjahrs
Mit dem Sprachenjahr soll vor allem jungen Ukrainern die Perspektive eröffnet werden, über die deutsche Sprache und über die Bildungskooperationen eine Brücke nach Deutschland zu schlagen, zum Studium und eventuell zum Arbeitsmarkt. Es sollen aber auch in der Ukraine berufliche Perspektiven für Deutsche gefördert werden, erläuterte Köhler.
Sprache bedeutet natürlich auch Literatur und einen Dialog zwischen Schriftstellern und Übersetzern. Dazu werde es verschiedene Veranstaltungen und Übersetzungsprojekte geben. Geplant sei auch eine Autorenreise. “Wir möchten diese bisher etwas schwache literarische Brücke verstärken. Wir haben sehr, sehr wenig Übersetzungen von neuer Literatur hier in der Ukraine. Deshalb möchten wir da ein bisschen nachhelfen und natürlich diese sprachliche Auseinandersetzung für einen europäischen Dialog nutzen”, sagte Köhler. Denn was die Ukraine auszeichne, sei ihr Weg zum EU-Europa und ihr Zugehörigkeitsgefühl zu Europa. Und das sei ein wichtiges Thema.
Ein weiteres Ziel in diesem Sprachenjahr, so Köhler, sei von deutscher Seite die Verstärkung der Zusammenarbeit mit der ukrainischen Zivilgesellschaft, die seit der Revolution auf dem Kiewer Maidan laufe. “Wir möchten auch das Thema ‘Gemeinsame Erinnerungen und historisches Gedenken’ nochmal in den Fokus rücken”, sagte sie und betonte: “Wir haben das so genannt: Eine Sprache finden für unsere gemeinsamen Erinnerungen und für unser gemeinsames demokratisches Handeln.”
Zahlreiche Veranstaltungen
Laut Köhler wird es allein in diesem Monat drei Festivals in Tscherniwzi, Odessa und Charkiw geben. Dort sollen deutsche und ukrainische Schriftsteller in einen Dialog treten. Nächstes Jahr wird es mehrere Veranstaltungen im Rahmen der Kiewer Buchmesse geben, auch mit einem eigenen Stand der Frankfurter Buchmesse. “Das wird für uns in Kiew das Highlight dieser literarischen Veranstaltungen sein”, so Köhler.
Musiktourneen von Bands aus Deutschland werden sich an junge Leute richten, Fachveranstaltungen zum Sprachenlernen an Lehrer und Bildungspolitiker. Im Oktober wird eine Kinderuniversität eröffnet. Für die Vorlesungen werden die Kinder kein Deutsch brauchen, denn sie werden alle ins Ukrainische übersetzt. Köhler zufolge soll Sprache keine Hürde sein. Aber natürlich sei es das Ziel, die Kinder auf diese Weise zu motivieren, Fremdsprachen zu lernen.
Im Juni soll das Sprachenjahr mit einem Bildungskongress abgeschlossen werden. Dort soll der Frage nachgegangen werden, was eigentlich die Zukunft der Schule ist. “Da führen wir wirklich ein Dialog auf Augenhöhe mit unseren Partnern in der Ukraine. Denn wir haben in Deutschland auch eine ganze Menge Probleme und unbeantwortete Fragen über die Entwicklung unseres Schulwesens. In der Ukraine hat die Reform der Schule letztes Jahr wirklich stark angefangen. Deshalb sind wir da oft auch in einer gemeinsamen Dialog-Position”, so Köhler.