Die Lage im Kampfgebiet im Osten der Ukraine
Bewaffnete Verbände der Russischen Föderation ignorieren weiterhin die innerhalb der Trilateralen Kontaktgruppe getroffenen Vereinbarungen. Am 5. Dezember wurde eine Verletzung des Waffenstillstands durch die russische Besatzungsmacht registriert. Auch an anderen Wochentagen gab es ähnlichen Beschuss.
Gefallene Verteidiger der Ukraine im November 2021
Die Hybrid Warfare Analytical Group des Ukraine Crisis Media Center hat einen Bericht in englischer Sprache über die ukrainischen Soldaten veröffentlicht, die im November 2021 gefallen sind: Fallen Defenders of November 2021
Verteidigungsminister der Ukraine: Schnelle Reaktion der Verbündeten nötig
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hat Kanada, die USA und Großbritannien aufgefordert, Militärausbilder in die Ukraine zu entsenden und in der Nähe der Front einzusetzen. Resnikow erklärte dies in einem Interview mit der kanadischen Zeitung The Globe and Mail.
Der Minister stellte fest, dass die Ukraine eine “schnelle Reaktion” der Verbündeten brauche, die dazu beitragen würde, den Mangel an Flugabwehrraketen, modernen Kampfflugzeugen und Marineschiffen sowie an Mitteln für elektronische Gegenmaßnahmen zu beheben. Aber nicht weniger wichtig sei der Einsatz kanadischer, amerikanischer und britischer Militärs in der Nähe von Frontstellungen.
Kanada habe ein Ausbildungsprogramm in der Ukraine, sagte der Minister und fügte hinzu: “Ich denke, wir können es erweitern. Statt 50 Ausbilder könnte man 500 schicken”. Damit bezog sich Resnikow auf eine kanadische militärische Ausbildungsmission aus 200 Mann, die in Jaworiw im Westen der Ukraine stationiert ist. Laut Resnikow sollten diese Truppen an Orten in Sichtweite von Russland platziert werden. “Gemeinsam mit Vertretern des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten, auf bilateralen Plattformen und ohne die NATO. Drei Flaggen sollten über diesen Gebieten wehen: die Flagge Kanadas, die Flagge der Vereinigten Staaten und die Flagge Großbritanniens. Wenn Sie dort wären, dann wäre das ein gutes Signal an die Russen.”
Resnikow ist überzeugt, dass Kanada, die Vereinigten Staaten und Großbritannien der Ukraine bei ihrer Konfrontation mit Russland gemeinsam und schnell militärische Unterstützung zukommen lassen sollten. Jetzt seien Schritte erforderlich, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin von einer Invasion abzuhalten, denn “danach wird es zu spät sein”, warnte er. Laut Resnikow sollte die militärische Unterstützung gleichzeitig mit neuen Wirtschaftssanktionen gegen Putins persönliches Vermögen und sein Umfeld erfolgen.
Die Zeitung weist darauf hin, dass Resnikows Bitte an Kanada, die USA und Großbritannien, die Ukraine außerhalb der NATO zu unterstützen, öffentlich gemacht worden sei, zwei Tage nachdem er ein persönliches Treffen mit dem Chef des kanadischen Verteidigungsstabs General Wayne Eyre hatte, der letzte Woche in Kyjiw weilte. Resnikow teilte ferner mit, er habe jüngst auch ein Telefonat mit Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand sowie Gespräche mit dem britischen Verteidigungsminister Ben Wallace und dem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin geführt.
Warum Belarus für die Ukraine eine zusätzliche Bedrohung ist
Letzte Woche hat der selbsternannte belarussische “Präsident” Alexander Lukaschenko erklärt, er werde sein Bestes tun, um die Ukraine zu “unserem” Land zu machen, weil “das unser Volk dort ist”. Dies sagte er in einem Interview mit dem bekannten Kreml-Propagandisten Dmitrij Kiseljow.
“Ich werde nie auf der Seite des nationalistischen Dunstes stehen, der heute in der Ukraine besteht. Ich werde alles tun, damit die Ukraine unsere wird. Es ist unsere Ukraine. Dort ist unser Volk. Das sind keine Emotionen. Das sind meine festen Überzeugungen”, so Lukaschenko. Er versprach, dass bei einer Aggression der Ukraine gegen Russland “wir in den engsten rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Russland stehen werden”.
Außerdem bezeichnete Lukaschenko im selben Interview die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel Krim als “russisch” und er schloss nicht aus, der vorübergehend besetzten Krim einen Besuch abzustatten. “Die Krim ist de facto russisch. Ich kann mich nicht erinnern, ob es damals ein Referendum gegeben hat. Aber nach dem Referendum ist die Krim auch de jure russisch geworden. Und mein Besuch auf der Krim, auf den ich volles Recht habe, unter wessen Protektorat, Verwaltung sie auch ist, und wessen Krim es auch ist, das ist auch meine Krim”, so Lukaschenko. Er fügte hinzu, Putin habe ihm während einer Bootsfahrt angeboten, die Halbinsel zu besuchen.
Erhöhte Bedrohung durch militärische Annäherung zwischen Russland und Belarus. 1084 Kilometer der ukrainischen Staatsgrenze zu Belarus werden zu einer zunehmenden Bedrohung für die Ukraine. Dies ist seit der von Minsk organisierten Belagerung und den Durchbrüchen der polnischen Grenze durch Migranten klar.
Aber die Bedrohung aus dem Norden hängt vor allem mit der faktischen Vereinigung der belarussischen Armee mit den russischen Streitkräften zusammen. Minsk und Moskau führen ihre Armeen seit vielen Jahren unter der Ägide eines gemeinsamen Unionsstaates zusammen. Bisher beschränkte sich dies auf gemeinsame Übungen wie die “Slawenbruderschaft” mit den Serben oder die militärisch-technische Zusammenarbeit. Doch nach 2020, als Alexander Lukaschenko den “Flirt” mit dem Westen auf dramatische Weise beendete, stoppte das belarussische Militär die ohnehin kleine Kooperation mit der NATO im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden.
Stattdessen vertiefte sich die Integration mit Russland schnell. Am 4. November 2021 unterzeichneten Putin und Lukaschenko eine neue “Militärdoktrin des Unionsstaates”. Dort beschloss man unter anderem, “den Schutz der einheitlichen Grenze des Unionsstaates” gemeinsam zu koordinieren.
Erhöhung der russischen Militärpräsenz in Belarus. Russlands Militärpräsenz in Belarus nimmt stetig zu. Während der jüngsten Übung “West 2021” im September waren auf vier Übungsplätzen in Belarus etwa 2500 russische Militärangehörige stationiert, hauptsächlich Fallschirmjäger und Einheiten der 1. Garde-Panzerarmee, deren Bewegung jetzt von der Ukraine registriert wurde.
Aber auch ohne die Übung “West 2021” gab es schon in Belarus russische Militäreinrichtungen. Zum Beispiel die separate Radar-Einheit “Ganzewitschi” in der Nähe von Minsk, die auch unter dem Namen “Wolga” läuft. Es handelt sich um eine Radarstation zur Detektion von Interkontinentalraketen, die seit 2003 in Betrieb ist.
Eine weitere russische Einrichtung in Belarus ist das 43. Kommunikationszentrum der russischen Marine “Vilejka” in der Region Minsk. Diese Funkstation wird vom Generalstab der russischen Marine für die Kommunikation mit Atom-U-Booten, für Funkaufklärung und elektronische Kriegsführung genutzt. Sie ist seit den 1960er Jahren in Betrieb, und in den 1990er Jahren regelte Russland die deren Nutzung in Belarus. An beiden Standorten sind mehrere Hundert russische Soldaten im Einsatz.
Aber seit 2021 wurde die russische Militärpräsenz erweitert. “Seit September dieses Jahres stehen die Su-30SM-Einheit in Baranowitschi und die Flugabwehrdivision S-400 Triumph in Grodno der russischen Streitkräfte für die Luftverteidigung von Belarus bereit”, sagte Generalleutnant Serhij Najew, Kommandant der Vereinten Kräfte der ukrainischen Armee, gegenüber BBC News Ukraine. Offiziell heißt es aus Minsk und Moskau, dass in Grodno und Baranowitschi ein russisch-belarussisches Trainingszentrum eingerichtet werde. “Die Einrichtung von Ausbildungszentren ist wahrscheinlich nur die Anfangsphase der operativen Ausstattung des belarussischen Territoriums, um den Aufbau vollwertiger russischer Militärstützpunkte weiter zu gewährleisten, was die Bedrohung der nationalen Sicherheit der Ukraine weiter erhöht”, warnte Najew. Demnach stellt die ukrainische Armee eine schnelle Militarisierung von Belarus fest. “Im Rahmen der Gründung des ‘Unionsstaates’ ist der Kreml entschlossen, Belarus in eine Militärbasis zu verwandeln, wie das bereits in der besetzten Autonomen Republik Krim ähnlich der Fall ist”, so Najew.
“Die jüngsten Ereignisse zeigen auch, dass die oberste militärische und politische Führung von Belarus dem Kreml weiterhin Zugeständnisse in für Russland wichtigen Fragen im Austausch für wirtschaftliche Präferenzen und die Fortsetzung ihres Machterhalts machen wird”, sagte der ukrainische General. “Es wird erwartet, dass auf Weisung Moskaus weitere Informations-Konfrontationen zwischen Belarus und der Ukraine stattfinden werden und in naher Zukunft bei den nächsten gemeinsamen Übungen echte Provokationen an der Grenze drohen”, fügte er hinzu. Lukaschenkos politische Probleme würden ihn zwingen, sich immer mehr mit Russland zu integrieren – wirtschaftlich, politisch und militärisch.
TOP-5 der russischen Cyberkriminellen
Am Internationalen Tag der Cybersicherheit hat die Hybrid Warfare Analytical Group des Ukraine Crisis Media Center auf die wachsende Bedrohung durch russische illegale Cyber-Aktivitäten weltweit aufmerksam gemacht. Dazu ein Beitrag in englischer Sprache: Top-5 Russian State-Sponsored Cyber Crimes
Wie Russland Chemiewaffen einsetzt
Die Hybrid Warfare Analytical Group des Ukraine Crisis Media Center hat einen Beitrag in englischer Sprache darüber veröffentlicht, wie Russland Chemikalien einsetzt, um seine Ziele zu erreichen: Cases of Russia’s Involvement in Chemical Warfare
Wie die Ukraine gegen COVID-19 kämpft
Das Coronavirus ist in der Ukraine weiter auf dem Rückzug, aber die Sterblichkeitsrate ist nach wie vor hoch. Am 5. Dezember wurden in der Ukraine 4478 Fälle einer Coronavirus-Infektion und 239 Todesfälle durch COVID-19 registriert, 1660 Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert und 9082 Menschen sind genesen.
Zum ersten Mal seit mehr als zwei Monaten betrug der tägliche Anstieg der Erkrankten weniger als 4500 Fälle: Am 4. Oktober wurden 4821 Fälle gemeldet. Im September waren es weniger als 4000 pro Tag.
Während der gesamten Pandemie in der Ukraine wurde das Coronavirus bei 3.501.955 Menschen nachgewiesen, von denen 3.059.741 genesen und 88.519 gestorben sind.
Am 5. Dezember lag die Ukraine in Bezug auf die tägliche Sterblichkeit durch COVID-19 nach Russland auf Platz zwei weltweit. Was die tägliche Zunahme der Patienten weltweit angeht, lag sie jedoch auf Platz 15.