Nichts persönliches – was es mit „Yandex“ und russischen Sängern auf sich hat

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Das Verbot russischer Internetunternehmen wird von manchen als Zensur betrachtet, wobei vergessen wird, dass es um Wirtschaft geht.

Das Ukraine Crisis Media Center veröffentlicht eine gekürzte Version eines Artikels von „Krym.Realii“.

Das Verbot von „Yandex“ und „VKontakte“ unterscheidet sich prinzipiell nicht von Einreiseverboten für Künstler, die die russische Aggression auf der Krim unterstützen.

Künstler der „ersten Kategorie“ konnten in vier ukrainischen Millionenstädten aus eigener Kraft die Konzertsäle füllen. Zweimal im Jahr. In Charkiw, Odessa, Kiew und Dnipro traten russische Interpreten achtmal auf. Wenn man bedenkt, dass sich ihr Durchschnittshonorar je Auftritt auf 15.000 US-Dollar belief, betrug der gesamte Jahresverlust 120.000 US-Dollar. Wenn man diese Zahl mit drei multipliziert (für die drei Jahre seit ihrem Einreiseverbot), kommen 360.000 US-Dollar zusammen.

Genau so viel verliert ein russischer Künstler wegen eines Konzerts auf der annektierten Krim.

Die Sanktionen wirken dabei wie eine Art Peitsche. Eine Nichteinhaltung ukrainischer Gesetze bedeutet für physische und juristische Personen den Verlust des ukrainischen Markts, der doch groß genug ist, um die finanziellen Einbußen zu spüren. Und in diesem Sinn gibt es keinen Unterschied zwischen Musikinterpreten oder großen Internetunternehmen.

Soziale Netze, Antivirensoftware und Suchmaschinen sind keine Wohltätigkeitsorganisationen, sondern Wirtschaftsunternehmen. Das gilt auch für russische Unternehmen, die sich nicht von sonstigen Betrieben oder Fluggesellschaften unterscheiden. Sie zielen, wie jeder andere Marktteilnehmer auch, auf Profite ab. Und der ukrainische Markt war für diese Unternehmen wertvoll, weshalb sie dort investierten.

Jede Diskussion darüber, dass sich das Verbot gegen die Nutzer richte, unterscheidet sich nicht von Klagen gegen das Verbot von Direktflügen aus der Russischen Föderation. Allerdings gab es keine Einwände gegen Direktflüge aus Russland. Sie wurden deshalb verboten, weil russische Fluggesellschaften über den ukrainischen Luftraum nach Simferopol flogen.

Die Sperrung von „VKontakte“, „Yandex“ oder Kaspersky verbietet nicht den Zugang, sondern kürzt deren potentielle Gewinne. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, die Blockade zu umgehen, wie die Erfahrung mit dem Nachbarn bestätigt. Aber die neuen Sanktionen machen die Arbeit dieser juristischen Personen in der Ukraine unmöglich.

Man kann einwenden, dass sich dieses Verbot auch indirekt auf der ukrainischen Seite auswirkt. Ja, das ist möglich. Schließlich bestellten russische Fluggesellschaften in der Ukraine Flugzeuge oder ließen sie dort warten. Und die russischen Musiker quartierten sich in ukrainischen Hotels ein und aßen in ukrainischen Restaurants. Aber das ändert nichts am Prinzip.

Jede Verteidigung kostet Geld – ob nun Armee oder Waffen. Und wer meint, dass moderne Kriege nur auf dem Schlachtfeld stattfinden, irrt sich.

Gerade wird viel darüber gesprochen, dass diese jüngsten Sanktionen die Ukrainer dazu zwingen werden, ihren gewohnten Alltag umzustellen. Man kann sich eigentlich darüber freuen, denn der Krieg zwingt nun auch sie, aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Und dabei handelt es sich nur um die Opferung von Software aus dem Aggressorstaat. Welch glückliche Menschen! Andere haben nicht so viel Glück und haben viel mehr verloren. Fragen Sie einmal bei den Flüchtlingen aus der Ostukraine.